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Flight Girl Kolumne 13/25 – Wie Schön Kann Bitte Sport Sein?

by Aurelia Rieke
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Wie beschreibt man ein einzigartiges Bild, wenn der andere es nicht sehen kann und deine Worte ausreichen müssen?

Der Gedanke geht mir gerade durch den Kopf, während ich versuche, euch die letzte Woche in diese Zeilen zu packen.

OKC hat mich ja auf seine ganz eigene Art mit dem Tornado begrüßt – und so sollte ich auch Game 1 erleben.

Donnerstag – 05.06 – Oklahoma City

Ich hatte schon vermutet, dass eine Live-Übertragung einiges an Stimmung und Lautstärke schlucken würde, und es wahrscheinlich deutlich lauter sein wird als das, was ich sonst auf meinem Screen wahrnehme, wenn ich mir ein Home Game von den Thunder angeguckt habe.

Aber das, was ich bei Game 1 erleben durfte, hat all meine Vorstellungen übertroffen. Und ich saß noch direkt unterm Dach.

Wie krass muss es dann erst sein, wenn du mittendrin im Geschehen stehst?

Von der ohrenbetäubenden Feierei, den Sieg fast in der Tasche zu haben, zur totalen Stille, als Haliburton in den letzten Sekunden im Game den entscheidenden Treffer erzielt – zur ersten Führung im Game, die den Sieg vereiteln sollte.

An jeden, der das Game nicht gesehen hat: Guck es dir nochmal an. Noch immer fällt es mir schwer, in Worte zu fassen, was es mir bedeutet, dass ich dieses Game live erleben durfte – und nicht nur dieses Game. Diese ganze Serie. Zwei Teams, die so anders spielen als das, was wir in den vergangenen Jahren in den Finals gesehen haben.

Eine 10-Mann-Rotation? Ein Vertrauen im Team, dass jeder in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen, als ob du der Starspieler im Team bist?!

In der Postgame-Coverage hat es mich sehr beeindruckt, wie die Spieler mental mit solchen Momenten umgehen.

OKC ist nicht das erste Mal mit Rückstand in eine Serie gestartet und weiß um seine Stärken. Aber es sind jetzt die Finals.

Auch wenn wir Shai später in der Pressekonferenz hören werden, wie er sagt, dass es am Ende wie jedes andere Basketballspiel ist, zeigt aber auch die Vergangenheit, dass man oft nicht weiß, was der Druck eines „Must-Win-Games“ mit einem macht und das war Game 1 für OKC zu Hause eigentlich.

Vor allem zu wissen, dass es den Pacers egal ist, ob sie mit 15 oder 25 Punkten zurückliegen – sie kämpfen bis zum Schluss. Und dass Halis Last-Minute-Game-Winner kein Zufall ist, sondern ein Skill.

Ein Skill, den du haben musst, um bis in die allerletzte Sekunde die Nerven zu bewahren und an dich zu glauben.

Und wie schwer ist es bitte, ein Team zu besiegen, das zu jedem Zeitpunkt glaubt, dass alles möglich ist?

Ich kann euch gar nicht sagen, wie gespannt ich auf Game 2 war.

Klar war ich mir einerseits sicher, dass OKC es gewinnen wird, da es ein absolutes Must-Win-Game war.

Aber gerade dann kommt natürlich wieder der Gedanke: Sind sie dem Druck gewachsen? Wie wird es die Pacers beflügeln, dass sie Game 1 stealen konnten?

Wieder mit einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.

Dass sogar beim zweiten Media Day Pacers-Spieler sagten, dass sie so etwas noch nicht erlebt haben – aber natürlich auch wohl wissend, dass sie auch noch kein Home-Finals-Game bei sich erlebt haben –, war es trotzdem ein Moment, der mich daran erinnert, warum ich das, was ich alles investiere, hier stehen zu dürfen, niemals für selbstverständlich nehmen werde.

Diese Geschichten erzählen zu dürfen, ist ein Geschenk.

Besonders hier zu erwähnen, was Isaiah Hartenstein für ein Game 1 & 2 abgeliefert hat.

Ich hatte die Freude, den Papa von Isaiah, Florian Hartenstein, der auch mal in meiner Hometown bei den Gießen 46ers gespielt hat, kennenzulernen –

welcher mit vollem Stolz und Freude an Isaiahs Seite mit Rat und Tat zur Seite steht.

Postgame hatte ich dann auch noch die Möglichkeit, mit Isaiah über seine Postgame-Routinen zu reden:

Aurelia: „Dennis Schröder ist ja dafür bekannt, dass er immer der Letzte ist, der aus dem Locker-Room kommt, weil er nach dem Spiel noch Treatment macht. Jetzt bist du mittlerweile auch einer, der oft als Letzter aus der Kabine kommt – kannst du uns vielleicht ein bisschen mitnehmen? Liegt das auch daran, dass du nach dem Spiel noch Treatment machst?“

Isaiah Hartenstein: „Nach dem Spiel gehe ich eigentlich immer noch in den Kraftraum, da mache ich noch ein bisschen Treatment, gehe ins Eisbad und dann dusche ich erst. Ich habe früh von vielen Leuten gelernt – auch von meinem Vater –, wie wichtig es ist, sich um seinen Körper zu kümmern. Jemand wie Dennis macht das auch. Er ist ein Top-Profi, schon sehr lange in der Liga, und ich denke, er weiß genau, wie man mit seinem Körper umgeht.“

AR: „Habt ihr euch da eigentlich schon mal drüber ausgetauscht, gebt ihr euch gegenseitig Tipps, was gut funktioniert?“

IH: „Ich habe jetzt tatsächlich erst erfahren, dass er das auch so macht. Aber ich weiß, dass er ein richtig guter Profi ist – das sieht man, auch wenn man ihn nur aus der Ferne beobachtet.“

Es ist immer wieder schön zu sehen, mit wie viel Wertschätzung er über Dennis spricht.

Was auch große Hoffnung macht, dass wir Isaiah in Zukunft im deutschen Nationaltrikot auflaufen sehen werden.

Voller kostbarer Momente ging es dann ab nach Indiana. Tatsächlich war ich ja etwas überrascht, wie „wenig“ die Stadt Oklahoma beworben hat, dass die Thunder in den Finals stehen – und war mir sicher, dass Indy das besser hinbekommen würde.

Ich hatte ja schon zwei Pacers-Spiele gecovert, zu der Zeit, als Daniel Theis noch in Indy gespielt hat, und wusste schon, wie sehr diese Stadt ihr Team liebt. Jetzt, seitdem Caitlin Clark für die Indiana Fever spielt, ist das Ganze nochmal deutlich größer geworden.

Gefühlt – egal wo du in der Stadt rumläufst – wartet an irgendeiner Ecke Basketball-Merch. Schon beim Ankommen am Airport klebte ein riesengroßer Indiana-Fever-Sticker am Boden.

Und dann stand Game 3 an. Schon beim Media Day am Tag zuvor hörte man immer wieder, wie gespannt die Spieler waren, ihre Home Crowd jetzt endlich in einem Finals Game erleben zu dürfen.

Lustigerweise hatte ich im Interview mit Isaiah ihm noch erzählt, dass immer, wenn Caitlin Clark bei einem Pacers-Spiel in der Arena ist, sie es gewinnen – und wir hörten, sie sollte wohl auch bei diesem Game wieder mit dabei sein.

So war es auch – und ja, wir kennen das Ergebnis schon: Die Pacers holen sich die 2:1-Series-Führung. Und mit 8 Besuchen von Caitlin heißt es: 8 Siege für die Pacers 😉

Und was für ein Game es war. Interessant finde ich, dass OKC ja diese Klatschpappen auslegt, weshalb es auch so ohrenbetäubend laut in der Arena ist. Jetzt machen das die Pacers nicht, weshalb du nochmal mehr die Sprechgesänge wahrnimmst. Und ich weiß, ich wiederhole mich – ich weiß nicht, wie oft mich ein Gänsehautschauer überkommen hat.

Wie schön kann bitte Sport sein? Diese Kraft, die entsteht – und eine Euphorie und Freude in einem aufstehen lässt, dass man sich wie auf Wolke sieben fühlt. Einfach unbezahlbar.

Ich kann die Leute an einer Hand abzählen, die an den Sieg der Pacers in Game 3 geglaubt haben – mich mit eingeschlossen.

So sehr ich mir für Isaiah und die deutsche Storyline wünsche, dass OKC gewinnt – macht es mich einfach glücklich zu sehen, wie sich die Pacers, an die kaum einer geglaubt hat, so einen Namen machen.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, was in der Stadt abging. Sowas habe ich noch nicht erlebt. Selbst noch vier Blocks weiter weg von der Arena waren die Menschen noch am Feiern – und tanzten auf den Straßen.

Gleich geht’s für mich wieder zum Media Day Nummer 4. Mal schauen, wie die Stimmung heute bei OKC ist.

Aber eins kann ich euch sagen: Ich bin sowas von ready für Game 4. Freu mich, ganz bald wieder berichten zu können.

Bis dahin – euer Flight Girl

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