Gerade erst zum ersten Mal angekommen in Oklahoma, finde ich mich in meiner allerersten Tornado-Warnung wieder, die ich live miterlebe.
Ja, mir geht es gut. Und ja, das ist hier wohl ganz normal zu dieser Jahreszeit.
Definitiv werde ich ab jetzt immer eine ganz besondere Erinnerung haben, wenn ich „OKC Thunder“ höre: wie ich mitten in meinem Workout im YMCA-Gym mit allen anderen Schutz im Locker Room suchen musste – bis die Alarmsirenen endlich wieder verstummten.
Montag, 2. Juni.
Meine Anreise nach Oklahoma City über Chicago. Eine lange Reise stand mir bevor, auf der ich mir sehr viele Gedanken machen konnte, was mich wohl erwarten würde.
Eine Finals-Paarung, die – glaube ich – keiner so vorhersehen konnte. OKC hatten viele in den Finals gesehen, aber die Pacers? Warum hatte niemand die Pacers auf dem Schirm, obwohl sie schon in den letzten Playoffs zum den Überraschungen gehörten?
Liegt es vielleicht eher daran, dass wir lieber die Teams in den Finals sehen wollen, die vollgepackt mit Starspielern sind, sodass wir etwas blind werden, zu erkennen, wer tatsächlich das beste Paket hat, um bis zum Ende durchzuziehen?
Bei so viel Talent in der heutigen NBA reicht es einfach nicht mehr, ein paar Superstars im Roster zu haben. Gucken wir uns OKC an: Erstmal sind sie unglaublich tief besetzt – was bei der Belastung superwichtig ist. Noch dazu können sie groß, aber auch klein spielen. Sie stellen die beste Defense, sind kaum zu ermüden, weil sie das jüngste Team haben – und sie spielen 100 % Team-Basketball, keinen Hero-Ball.
Wer kann so einem Team überhaupt etwas entgegensetzen, wenn du scheinbar alles hast, was es braucht – und dann vor allem noch die Cherry on top: diese unglaubliche Teamchemie?
Offensichtlich nicht die Lakers, Warriors oder die Boston Celtics, wie die meisten wohl vermutet haben.
Jetzt lasst uns auf die Pacers schauen. Interessanterweise sticht auch bei ihnen genau das hervor: Team-Basketball, ein tiefer Kader und stark defense-orientiert.
Sie haben zwar nicht den amtierenden MVP im Team, aber dafür mit Pascal Siakam einen Schlüsselspieler, der schon einmal ein wichtiger Teil des Championship-Siegs der Toronto Raptors war.
Reicht das, um einem Shai Gilgeous-Alexander etwas entgegenzusetzen? Wahrscheinlich nicht.
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich es liebe, was wir hier gerade beim Wachsen beobachten dürfen.
Weg von Big-Three-Superteams hin zu Super-Team-Basketball. Der, der den besten offenen Wurf hat, nimmt ihn – auch wenn sein Name Thomas Bryant ist.
Unterschätzt die Pacers nicht. Ja, ich glaube auch, dass der Weg an OKC vorbei nur gelingen kann, wenn auch das Glück ein wenig mehr auf deiner Seite ist und gefühlt der zweite Dreier sitzt und Würfe fallen, die sonst eher nicht reingehen.
Ich glaube, Indiana wird es OKC schwer machen – schwerer, als viele es erwarten.
Meine Prediction: OKC in 6. Es würde mich aber auch nicht überraschen, wenn wir ein Game 7 in Oklahoma bekommen.
Bis es so weit ist, hoffe ich, dass ich noch etwas mehr von der Stadt sehen werde.
Bisher habe ich noch nicht allzu viel gesehen und bin momentan noch etwas enttäuscht, was die Darstellung der Stadt angeht – wie sie ihr Team supporten.
Wenn ich an die Finals 2022/23 zurückdenke, wie Denver gefeiert wurde – an jeder noch so kleinen Straßenecke – weil sie es zum ersten Mal in die Finals geschafft hatten, finde ich, dass sich OKC nach dem letzten Mal 2012, etwas mehr Mühe hätte geben können.
Wer weiß – vielleicht kann ich in meiner nächsten Kolumne berichten, dass es im Stadtinneren mehr nach NBA Finals aussieht.
Im kompletten Gegensatz dazu, dass die Stadt hier noch etwas leer und ruhig wirkt, ging es dann heute beim ersten Media Day zu.
Nachdem viele ja meinten, das Interesse an diesen Finals sei nicht so groß, kann ich das nicht bestätigen – zumindest was das Media-Aufkommen betrifft. Und es war gerade mal der erste Tag! An dem Tag sind oft noch gar nicht alle angereist.
Die Paycom Arena war übervoll. Zum Vergleich: Ich war bisher bei Denver vs. Heat und Boston vs. Dallas – und ich sehe hier keinen Unterschied.
Was mich besonders gefreut hat, war der Andrang rund um Isaiah Hartenstein. Als er an der Reihe war, auf dem Podium zu sprechen, war es schwer, einen guten Platz zu ergattern, um meine Fragen loszuwerden – was mir aber glücklicherweise gelungen ist.
Ich habe ihn gefragt, ob er wusste, dass Dennis Schröder – als er 2018 seine ersten Anteile an den Basketball Löwen erwarb (2020 erweiterte er seinen Anteil und wurde alleiniger Gesellschafter, hält seitdem 100 %) – auch zu der Zeit in OKC spielte.
So wie jetzt auch Isaiah, der im Dezember 2024 gemeinsam mit seinem Vater Florian Hartenstein und dem ehemaligen Ulmer Spieler Adam Hess 10 % der Anteile an Ratiopharm Ulm übernommen hat.
Noch dazu habe ich gefragt – da genau in dem Moment, als ich die Frage stellte, Ratiopharm Ulm im Halbfinale gegen Würzburg spielte – ob er überhaupt die Möglichkeit hat, das alles aktuell zu verfolgen oder ob der Fokus ganz auf den Finals liegt.
„Ich verfolge das ein bisschen,” sagt Isaiah. “Ich versuche, so viel wie möglich zu schauen. Es ist hier drüben ein bisschen schwieriger, die Spiele live zu sehen, aber meistens schaue ich sie mir am nächsten Tag an. Ich bleibe auf jeden Fall dran. Wir haben kürzlich das erste Spiel gegen Würzburg gewonnen, das war echt cool. Und auch einfach zu sehen, wie gut die jungen Spieler performen – einige von ihnen könnten sogar in diesem Jahr in den Draft gehen – sie machen wirklich einen super Job.
Ja, das wusste ich schon. Das ist echt cool. Ich meine, er macht auch einen richtig guten Job mit den Löwen. Er kann wirklich stolz auf das sein, was er da aufbaut. Ich finde, sie hatten eine richtig starke Saison – er kann definitiv stolz auf sich sein.“
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Wenn ich euch das hier gerade transkribiere, kann ich wieder mal kaum in Worte fassen, was mir das bedeutet – die Möglichkeit zu haben, diesen Job auszuüben.
Diese Geschichten erzählen zu dürfen, Fragen stellen zu können – keinen Tag nehme ich das als selbstverständlich.
Ich freue mich auf all das, was ich euch noch erzählen darf.
Bis dahin – eure Flight Girl.
P.S.: Schreibt mir gerne eure Predictions auf Instagram. Würde mich freuen, wenn ich euch mit meinen Zeilen ein kleines bisschen mehr Glauben an die Pacers geben konnte. 😉