Bad Calls – Sind NBA Spiele Verpfiffen?

Bad Calls – Sind NBA Spiele Verpfiffen?

 

Spielstand 105 zu 105 im ältesten und größten Derby der NBA zwischen den Los Angeles Lakers und den Boston Celtics. Noch 4.1 Sekunden zu spielen. LeBron James bekommt den Inbound-Pass von Dennis Schröder, zieht zum Korb und wird offensichtlich vom, sich für den Block bereit machenden, Jayson Tatum gefoult.

Wurde er? Zumindest war LeBron außer sich nach dieser Aktion, allerdings nicht, weil das Foul unnötig hart war, sondern weil keiner der drei Referees den offensichtlichen Schlag auf den Unterarm gesehen haben mag, dessen Klatschen man gefühlt noch an den deutschen Fernsehgeräten hören konnte.

Abseits vom „King“, waren verständlicherweise auch die anderen Laker maximal frustriert über diese spielentscheidende Fehlentscheidung. LeBron hätte in der Regel zwei Freiwürfe bekommen müssen, die über Sieg oder Overtime entschieden hätten. Träfe der 38-jährige Lakers-Star einen von beiden Würfen, hätte die Franchise aus Los Angeles einen immens wichtigen Sieg mehr auf ihr „Konto“ im Kampf um die Playoffs verbuchen können. So war es nicht. Das Foul blieb ein „No Call“ und das Spiel ging in die Overtime, welches die Celtics gegen müde Lakers mit 125 zu 121 für sich entscheiden konnten. 

Die Entscheidung der Schiedsrichter war nicht der erste „Bad Call“, den die Refs in dieser Saison gepfiffen, oder nicht gepfiffen haben. Fehler können allerdings überall da passieren, wo Menschen arbeiten. Die Referees stehen zusätzlich unter immensem Druck, wenn sie auf der größten Bühne der Basketballwelt in Sekundenbruchteilen über Foul oder nicht Foul und manchmal über Sieg oder Niederlage entscheiden müssen. Trotzdem wurden die Stimmen von Fans und „Experten“ lauter, dass es sich hierbei um „gezinkte Spiele“ handeln würde.

Nicht erst seit der Netflix Reportage „Operation Flagrant Foul“, ist den meisten bekannt, dass die Referees zum Teil ihre ganz eigene Linie fahren, wenn es um Spieler oder Teams geht, die „man nicht leiden kann“ oder aus deren Punktestand sich die Referees einen Vorteil ziehen können. Es entwickelt sich nach so einer Fehlentscheidung, dann oft eine Art „Lawine“ aus angeblichen Fakten, bei der irgendwann von Wettbetrug und „Nasenfaktor“ die Rede ist.  

Von den Protagonisten würde das allerdings niemand aussprechen. Zurecht. LeBron selbst, meldet sich via Twitter zu Wort und beschwert sich nach dem Spiel über die heftige Fehlentscheidung der Schiedrichtern: „That one hurt BIG TIME!!! I don’t understand“. 

 

 

Na klar tut es das, denn mit einem Sieg mehr, würden die Lakers zwei Plätze höher in der eng umkämpften Western Conference stehen. 

Aber wie gesagt, wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Es macht auch absolut keinen Sinn, den Refs hier einen Vorsatz zu unterstellen. Und überhaupt, welchen Ansporn hätten die Schiedsrichter, abseits von extrem selten im Sport vorgekommenen Wettskandalen, den Job zu gefährden, für den sie jahrzehntelang hart gearbeitet haben.

Für die Referees lohnt sich ein „Bad Call“, nur weil man eine Franchise oder einen Spieler nicht leiden kann, überhaupt nicht. Die NBA verfügt hier ein klares Regelwerk, was Fehlentscheidungen von Referees angeht: Jeder Call in jedem NBA-Spiel wird vom Liga Büro überprüft und ein vollständiger Bericht wird dem Offiziellen zur Verfügung gestellt. NBA-Schiedsrichter werden sogar nach ihrer Leistung aus den Spielen bewertet.

Die Note eines Schiedsrichters basiert auf einer Reihe von Faktoren, darunter die Genauigkeit der Calls, die konsequente Anwendung der Regeln und die Kontrolle über das Spiel. NBA-Schiedsrichter werden auch hinsichtlich ihrer Interaktionen mit Spielern und Trainern bewertet. Wer Professionalität an den Tag legt und eine positive Einstellung pflegt, erhält gute Noten. Zusätzlich wird eine Datenanalyse verwendet, um Situationen zu verfolgen zu können, wie oft ein Schiedsrichter korrekte Pfiffe ausführt und wie oft er in strittigen Situationen pfeifen musste.

Dies hilft der Liga, Bereiche zu identifizieren, in denen ein Schiedsrichter möglicherweise mehr Schulung benötigt. Während Offizielle aber tatsächlich nicht für einen einzigen „schlechten Pfiff“ bestraft werden, sind gute Calls, also die beschriebene Bewertung, Teil des Entscheidungsprozesses, um besondere Aufgaben wie das All-Star-Game, die Playoffs und Finals zu erhalten.

Es muss hierbei allerdings hinzugefügt werden, dass dieser Prozess nicht immer transparent ist und die Liga nicht in jedem Fall Maßnahmen gegen die Bad Calls ergreift, selbst wenn Refs offensichtliche Fehler, wie beim Spiel zwischen den Celtics und den Lakers, machen. Dieser Mangel an Rechenschaftspflicht ist verständlicherweise für Fans und Spieler gleichermaßen frustrierend.

Trotzdem bleibt es Tatsache, dass die NBA nicht nur über ein System verfügt, um Schiedsrichter für ihre Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen, sondern sich die Referees nach jeder Fehlentscheidung dem öffentlichen Druck und der Unzufriedenheit von Spielern, Fans, Coaches und den eigenen Vorgesetzten aussetzen müssen. 

Das sollte genug sein, um aufzuzeigen, wie sinnlos es für die Schiedsrichter wäre, absichtlich Spiele zu “verpfeifen“. 

Und so ähnlich, nur mit anderen Worten, haben sich auch die Schiedsrichter zu dem Vorfall im ältesten Derby der NBA geäußert: 

 

 

„Schiedsrichter machen wie alle anderen Menschen auch Fehler“, heißt es in einem Tweet auf dem offiziellen Twitter-Account der NBA Refs. „Wir haben am Ende des Spiels gestern Abend einen Fehler gemacht, und das ist für uns herzzerreißend. Dieses Spiel wird schwer wiegen und uns schlaflose Nächte bereiten, während wir uns bemühen, die besten Schiedsrichter zu sein, die wir sein können.“ 

Und damit sollte man es auch belassen, denn mal im Ernst, bei einer Fehlentscheidung geht zum einen die Welt nicht unter und in einer Saison, die 82 Spiele für jede Franchise bereitstellt, sollte zum anderen jedes Team in der Lage sein, die ein oder andere Fehlentscheidung zu kompensieren. 

Das soll allerdings auch nicht heißen, dass man „Bad Calls“ tolerieren oder gar ignorieren sollte. Im Gegenteil, denn hier ist die NBA gefragt, den Referees die nötigen Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, wie einen Videobeweis oder die Möglichkeit Fehlentscheidungen in Eigenregie widerrufen zu können. Viel wichtiger ist es aus „Bad Calls“ zu lernen.

Wenn wir also das nächste Mal ein Spiel unserer Lieblingsmannschaft schauen und eine Fehlentscheidung gegen das Team gepfiffen wird, für das wir die ganze Nacht wach geblieben sind, dürfen wir uns gerne aufregen, sollten uns allerdings nicht in Wettbürophantasien stürzen. Referees sind auch nur Menschen, die versuchen ihren geliebten Job bestmöglich auszuführen! 

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