Es ist selten, dass man sich bereits Monate bevor die Larry-O’Brien-Trophäe einen neuen Besitzer findet, sicher ist, dass einer der Finalisten des Vorjahres nichts mit der Titelvergabe zu tun haben wird. Doch genau eine solche Saison steht – zumindest mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – den Indiana Pacers bevor.
Als sich Tyrese Haliburton im ersten Viertel von Game 7 der Finals-Serie gegen die Oklahoma City Thunder mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden krümmte, platzte für die Pacers nicht nur der Traum vom ersten NBA-Titel der Franchise-Geschichte, sondern auch die Hoffnung, in der Saison 2025/26 einen weiteren Anlauf auf diesen zu starten. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich wenig später: Achillessehnenriss, Operation, Zwangspause. Sein Team hat inzwischen bekanntgegeben, dass der 25-jährige Point Guard, der zuletzt zweimal in Folge ins All-NBA-Third-Team gewählt wurde, die kommende Spielzeit komplett verpassen wird.
Dass sich die Pacers keinerlei Illusionen machen, auch ohne ihren Superstar ganz oben in der Eastern Conference angreifen zu können, verdeutlichte die Offseason. Mit Myles Turner ließ man eine der großen Stützen der vergangenen Jahre ohne Gegenwert zu den Milwaukee Bucks ziehen. Ein adäquater Ersatz für den Big Man? Oder gar zusätzliche Verstärkungen? Fehlanzeige! (Es sei denn, man ist riesiger Jay-Huff-Fan.) In Indiana wird gespart – und das ist unter diesen Umständen vielleicht sogar verständlich.
Bedeutet das, dass sich Pacers-Fans auf eine verlorene Saison einstellen müssen, in der die Tank-Maschine angeschmissen wird? Ganz auszuschließen ist ein solcher Ansatz womöglich nicht – schließlich hat man die Kontrolle über den eigenen Erstrundenpick im nächsten Sommer. Wahrscheinlich erscheint dieser Pfad dennoch nicht. Dafür sind die Pacers schlichtweg zu gut. Auch ohne Haliburton hat dieses Team diverse spannende Geschichten zu bieten. Wie sieht ein Rick-Carlisle-Team mit Pascal Siakam als Herzstück der Offensive aus? Auf Spieler wie Bennedict Mathurin, Andrew Nembhard und Ben Sheppard kommen mehr Pflichten – aber eben auch mehr Freiheiten – zu. Sehen wir vielleicht sogar ein Breakout-Jahr von Jarace Walker, der 2023 immerhin der achte Pick war?
Die Pacers sind traditionell kein Tanking-Team. In den letzten 35 Jahren gewann man nur ein einziges Mal weniger als 30 Spiele (2021/22: 25 Siege). Angeführt vom amtierenden All-Star Siakam wird man höchstwahrscheinlich sogar die Playoffs erreichen. Ja, die Meisterschaft ist durch Haliburtons Verletzung in weite Ferne gerückt. Doch abschreiben sollte man Indiana auch in einer solchen „verlorenen“ Saison nicht.
