Einen Beginn für eine Zeitreise zu finden ist manchmal nicht ganz einfach, aber wenn wir über Basketball und im speziellen „Streetball“ sprechen, dann können Wegbereiter aus einer ganz speziellen Szene in etwa abschätzen, wann der Ball ins rollen kam! Wo liegen die Wurzeln im Rhein-Main Gebiet, was kann die neue Generation besser, vielleicht anders machen? Ein Blick zurück und nach vorne sollen Klarheit schaffen und zeigen, dass die Sportart in Deutschland eigentlich auf einem guten Weg ist.
Wir wollen in der Gegenwart starten. Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu, und wahrscheinlich ist es für den Streetball und Basketball in Deutschland im allgemeinen das erfolgreichste und spannendste überhaupt. Nach dem für viele überraschenden Gewinn der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren legte die stärkste Nationalmannschaft die Deutschland bis dato gesehen hat in diesem Jahr nach und gewann 32 Jahre nach dem ersten Gewinn der EM im Jahr 1993 erneut Gold!
In den 90er Jahren gab es in Deutschland also schon mal einen „kleinen“ Boom, der 1992 mit den olympischen Sommerspielen In Barcelona mit dem „Dream Team“ seinen Anfang nahm und Magic Johnson, Larry Bird, Patrick Ewing und Michael Jordan in deutsche Wohnzimmer auf die Mattscheibe brachte. Das deutsche Sportfernsehen (DSF), mit TV Urgestein Frank Buschmann am Mikrofon, übertrug die Finals und trug seinen Teil dazu bei, dass Teenager hierzulande plötzlich auf die Freiplätze stürmten und sich zeitgleich auch Vereinen anschlossen.
Wie Phönix aus der Asche stürmte damals auch der amerikanische Sportartikelhersteller „AND1“, spezialisiert auf Basketball und Street Fashion, durch die großen Hallen in der Heimat und Europa. Basketball war definitiv mit seiner gesamten Kultur angekommen in Deutschland.
Während sich Nike, die von Mitte der 80er Jahre bis Anfang der 90er Jahre mit einer Deutschland und Europazentrale in Weiterstadt bei Darmstadt präsent waren, auf Tennis (Andre Agassi) und Fußball (u.a. Borussia Dortmund) konzentrierte, sorgte federführend Konkurrent Adidas dafür, dass sich die Baller über ihre Stadtgrenze hinaus mit den Besten in ganz Deutschland messen konnten! Interessanterweise folgte Nike damals gerüchteweise den Anweisungen seines Headquarters in Beaverton, Oregon. Dies gab offenbar vor, sich auf das US Militär mit seinen vielen tausend Angehörigen in Deutschland zu fokussieren und mit Sportartikeln zu versorgen, und nicht eine Sportart zu fördern, für die es damals nur einen kleinen Markt in Deutschland gab. In Weiterstadt gab es also eine spezielle Sales Abteilung die u.a. Darmstadt, Hanau, Giessen, Friedberg, Mannheim und die Rhein-Main Airbase versorgte.
Schon im Sommer 1990 schickte Nike sein Aushängeschild Michael Jordan durch Europa, auch er besuchte dabei mehrere Kasernen und spielte mit einer Militärauswahl unter anderem in der Frankfurter Ballsporthalle. Ein Jahr später folgten Charles Barkley, Scottie Pippin und David Robinson, die auf der ISPO in München ihre „Air Force“ Line präsentierten und in der Olympiahalle in München Teil eines Showspiels waren.
Wer Ende der 80er Jahre im Rhein-Main Gebiet auf hohem Niveau Streetball und Basketball spielen wollte, tat dies vordergründig in den damals noch offen zugänglichen Kasernen. In den hervorragend ausgestatteten Gyms (Parkettboden) und auf den Schulhöfen fand man hervorragende Bedingungen vor, knüpfte Kontakte und atmete natürlich damit verbunden auch den „American Way of Life“.
Auf der anderen Seite verdienten sich Soldaten oder Civillians bei deutschen Amateurclubs ein paar D-Mark nebenbei und sorgten vor allem mit ihrer Athletik für Highlight Momente in den miefigen Turnhallen irgendwo zwischen Fulda und Zotzenbach im Odenwald. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs gab es dann Sonntags Vormittags auf der Frankfurter Airbase legendäre Runs, bei denen man bekannte Gesichter aus dem gesamten Rhein-Main Gebiet traf. Türken, Griechen, Italiener, Kroaten, Serben, Bosnier und Deutsche, im Mix mit den Highflyern der Airforce! Basketball verbindet, „Friendship through Sports“! Besuche in Sportgeschäften „on Post“ waren für viele der Baller damals ein Highlight, denn in Deutschland spielte man bis dato noch in viel zu kurzen Hosen und Kangaroos und Converse „Hi Tops“.
Mit der „Streetball Challenge“ Tour durch die großen deutschen Metropolen sollten sich dann einiges ändern, es landete plötzlich die komplette Kultur auch bei denen, die vorher nur ein paar Körbe warfen und glücklich waren, dass die Backboards auch mal die Originalgröße hatten! In Frankfurt stand vor der Messe mit Kurtis Blow plötzlich ein US Rap Star auf dem Court, Kids und Jugendliche trugen übergroße Klamotten und auf mühsam abgeklebten Courts auf dem Asphalt vor der Festhalle wurde Trash wie in der NBA gesprochen. Eine neue Epoche brach an!
Mit dabei waren damals auch Amrun „Amci“ Terzic und Patrick Wiegand aus Frankfurt.
Wiegand erinnert sich und fast zusammen:
„Das besondere an der Streetball-Ära war Kreativität, zu große Hosen und die Verschmelzung Von Basketball und Hip-Hop.“
Wiegand spielte schon Ende der 80er organisiert Basketball und arbeitete Anfang der 90er beim Frankfurter Label „Pelham Power Productions“. Er wuchs mit Hip-Hop und Basketball auf und hatte sich über Jahre einen Namen in der Stadt gemacht. In einer Zeit, in der das Internet noch in den Startlöchern stand und es für Mobilfunkverträge noch keine Flat Rates gab, schaffte es der umtriebige Frankfurter, Menschen über das Fetznetz und Flyer zu erreichen und an bestimmten Orten zu connecten. Er arbeitete mit und für Brands ( u.a. Sir Benni Miles ), stattete Streetball Teams aus und organisierte eine Zeit lang die legendäre „Ballers Party“ im Club „Opium“, auf der seinerzeit damals auch mal völlig überraschend Shaquille O´Neal einlief, der für Reebok auf Promo-Tour in Deutschland war.
Wiegand veranstaltete außerdem mit seinem Freund Sven Klimek in den 2010er Jahren u.a. in der ehemaligen „Frankfurt American Highschool“ die hochklassigen „069Open“, ein Fullcourt 5 vs. 5 Turnier das Teams aus ganz Deutschland und europäischen Nachbarländern anlockte und sich auch dadurch einen Namen machte!
An einen speziellen Moment mit Shaquille O´Neal erinnert sich auch Mike Witte, der für das Streetball Team „Le Runners“ spielte, dass zu einem Teil aus hier stationierten und lebenden Amerikanern bestand. Witte war ein sprunggewaltiger Spieler der mit seiner Athletik seinerzeit für große Aufmerksamkeit sorgte und bei vielen Streetball Turnieren den Dunking Contest dominierte. Das Team spielte zwischen 1993-1997 überall dort, wo Adidas Sponsor und aktiv war. In der damaligen, ziemlich bunten „Mutombo-Kollektion“ waren sie natürlich auch fashionmäßig eine Augenweide!
Jack „Papa Jack“ Sussmann, ein guter Freund, und fast „Basketball Vater“, außerdem Namensgeber der „Le Runners“, meldete sich bei Mike mit der Info, dass Shaq in der Sporthalle im Nordwestzentrum trainierte und ein paar Spieler für ein „Sparring“ suchte. Da musste natürlich nicht zweimal gefragt werden, die Jungs von „Le Runners“ waren sofort Feuer und Flamme und konnten kaum glauben, dass der Riese aus der NBA mit ihnen „zocken“ wollte. Entsprechend beeindruckt war man, als es dann wirklich zum Training mit dem „Hall of Fame“ und mehrmaligem NBA Champ kam!
Das Team um Mike war damals nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch spektakulär. Eine Agentur in Köln vermittelte sie daher seinerzeit sogar für Showauftritte.
Mike erinnert sich stolz und mit einem Grinsen im Gesicht:
„Wir haben damals Magic Johnson 1993 auf der ISPO in München, und anschließend Penny Hardaway in Berlin auf dem Alexanderplatz bei einer Court-Eröffnung kennengelernt. Wir spielten mit Penny gegen Bayer Leverkusen, was teilweise im ZDF Sportstudio live übertragen wurde! Im März 1995 trafen wir Magic Johnson, Hakeem Olajuwon und Patrick Ewing. Im August 1995 dann Scottie Lippen und Charles Barkley. Das waren schöne Zeiten in unserem Leben.“
Auch Gregg Scott, der als Amerikaner damals in Deutschland spielte, jetzt Mentalcoach ist und das Buch „Global Hoops: Mind, Body & Soul“ schrieb, erinnert sich gerne an eine besondere Zeit in seinem Leben zurück:
„Ich habe zwischen 1995-98 im Rhein-Main Gebiet professionell Basketball gespielt und viele Freunde gewonnen. Die Zeit in Deutschland hat mir viel Spaß gemacht, Streetball hat mich in viele Städte gebracht, wir haben damals auch in Berlin einen großen Erfolg gefeiert. Nach weiteren Stops in Italien, Frankreich und Spanien habe ich, zurück in den USA, für die ABC Camps von Adidas meine „Mental Athlete Workshops“ veranstaltet. Die Verbindungen, die ich in Deutschland knüpfen konnte, haben mir dabei sehr geholfen.”
Sehr erfolgreich spielte zur damaligen Zeit auch der heutige Nachwuchscoach vom Team „Südhessen“ in Weiterstadt, Amci Terzic. Der gebürtige Bosnier sich mit einem großen Willen, Disziplin und Einsatz vom Streetball bis in die 2.Bundesliga zu Eintracht Frankfurt kämpfte und u.a. im DBB Pokal 1998 in der Ballsporthalle gegen ALBA Berlin mit Hendrik Rödl spielte. Amci, der in Bosnien schon als Kind 3×3 auf der Straße spielte, schwärmt noch heute von der damaligen Streetball Ära in Deutschland, die er wie viele andere auch eng mit Hip-Hop und geschlossenen Freundschaften verband.
Sein Team, dass vom Frankfurter Label „Pelham Power Productions“ unterstützt wurde, gewann damals nicht nur die deutsche Meisterschaft, sondern auch die europäische Krone.
„Wir hatten keine Schiedsrichter, es ging teilweise hart zur Sache und war wirklich eine Frage der Ehre auf dem Court“, sagt er rückblickend auf toughe Matches auf dem Asphalt!
Genau wie heute auch, profitierten die Vereine damals enorm vom Streetball, mit allerdings einem kleinen Unterschied. Der Zustrom hielt sich in Grenzen und war nur von kurzer Dauer.
Terzic sieht daher noch eine Menge Arbeit in Deutschland, vor allem beim Verband. Die Organisation und vor allem die mediale Präsenz müssten dringend besser werden, sagt der HBV-Jugendtrainer des Jahres 2025. Er selbst hat in den vergangenen Jahren viele junge Menschen die vom Streetball mit seinem noch relativ neuen Format 3×3 kamen, zu gestandenen Männern und Profis geformt. Es könne aber noch viel mehr gehen, meint er:
„Mir fehlt noch etwas mehr Liebe und Leidenschaft für den Sport, auch für die Kultur im allgemeinen.“
Dabei blickt er natürlich auch immer zurück auf seine eigenen Wurzeln und Erfahrungen als junger Mann, in der die Amerikaner im Rhein-Main Gebiet für einen anderen Vibe sorgten, der Fokus auch etwas auf dem Lifestyle lag.
„Der Hype und die Community damals war etwas ganz besonderes, wir durften als Champs dank Adidas nach New York fliegen und Stars wie John Starks und Patrick Ewing treffen. Außerdem besuchten wir die Courts der Stadt und ein NBA Spiel der New York Knicks gegen die New Jersey Nets“, blickt er stolz zurück.
Etwas nüchtern sagt er zum Ende unseres Gespräches aber, dass Basketball trotz zwei großer Titel in den letzten beiden Jahren immer noch nicht richtig angekommen sei in Deutschland. Er hoffe, dass es nun langsam vorwärts gehe, er möchte schließlich weiterhin Talente fördern und im Taunus (Oberursel) ein neues Programm aufbauen, dass sich im Rhein-Main Gebiet einen Namen machen soll.
Lange gefördert wurde in Frankfurt auch Thorsten „Thordi“ de Souza, der als Jugendlicher bei den Skyliners unter Profibedingungen spielte, bevor ihn eine hartnäckige Verletzung leider dazu zwang, sich vom Hochleistungssport zu verabschieden.
Den Hafenpark und die Basketball Community im Blick und vor der eigenen Haustür, bedeutete für ihn aber nicht aufgeben, sondern genau da weitermachen, wo er selbst herkam. Die seit einem Jahrzehnt bestehende Anlage im Schatten der EZB hatte schon nach wenigen Jahren mit starken Abnutzungserscheinungen zu kämpfen und sollte nach seiner Meinung, und dem Vorbild „Rucker Park“ in New York, dringend renoviert, und vor allem auch modernen Standards angepasst werden.
Über einige Jahre erarbeitete der damalige Student zusammen mit seinem Team an einem Konzept, und versuchte die Stadt von diesem zu überzeugen. Es ging ihm vordergründig um stabile Korbanlagen mit gefederten Rims und richtigen Netzen. Niemand sollte sich hier verletzten, dafür aber seiner Meinung nach auch Abends im dunkeln spielen. Es fehlte ihm das Licht und damit die Option, mit seinen Freunden und der Szene auch nach Feierabend noch ein paar Körbe zu werfen.
In den letzten fünf Jahren gelang es „EZB Basketball“ den Sport in der Stadt noch bekannter zu machen. Ob im Sommer an der Hauptwache und am Mainkai, oder auch im letzten Jahr das mit großem logistischen Aufwand betriebene 4×4 Turnier im Squaire am Frankfurter Flughafen, die Presse und Community feierten die Arbeit und den Einsatz seines Teams, dass im letzten Sommer mit einem ganz besonderen Highlight gekrönt werden sollte.
Sportartikelhersteller „Skechers“ brachte OG Anunoby und Terance Mann zum Hafenpark. NBA Profis hautnah und zum anfassen, das warf nicht nur Thordi, der in der Vorbereitung des Events nur wenig Schlaf fand, ein lächeln ins Gesicht. Für viele hundert Kinder und Jugendliche wurde der Nachmittag zu einem unvergesslichen Moment mit Autogrammen und Bildern, Action auf dem Court und Preisen, die sie mit nach Hause nehmen durften!
Ebenfalls anwesend war an diesem besonderen Tag mit Serdar „stepbackserdar“ Yildiz auch ein Baller, der sich in den letzten Jahren nicht nur in Frankfurt, bzw. dem Rhein-Main Gebiet einen Namen gemacht hat.
Der 28-jährige ist mittlerweile eigentlich fast landesweit auf allen Turnieren zu finden, in denen es auf höchstem Niveau unter den Körben zur Sache geht. Er begann wie viele auf den Playgrounds und wurde als Teenager vor allem von den AND1 Mixtapes beeinflusst:
„Ich war schon immer von den Tricks und Moves begeistert, habe mich daher ziemlich schnell in die Sportart verliebt. Ich habe als Kind Fußball gespielt, aber Basketball hat mir einfach mehr gegeben.“
Streetball bedeutet für ihn Freiheit, sich mit dem Ball auf den Weg zu machen und sich mit gleichgesinnten treffen und Spaß haben, ohne irgendwelchen Zwängen zu unterliegen.
„Immer wenn ich den Ball in die Hand nehme, bedeutet das für mich Stressabbau und das verdrängen der Alltagsdramen. Sie sind einfach verschwunden und ich genieße die Zeit auf dem Court“, stellt er zufrieden fest.
Serdar wirkt im Grunde zufrieden, hat aber auch Kritikpunkte, wie viele andere seiner Generation auch:
„Ich bin beim Blick auf das Rhein-Main Gebiet ganz ehrlich, wir dürfen uns eigentlich nicht beschweren als Baller. Wenn man aber sieht, was in Amerika oder anderen Ländern so abgeht, dann müssten wir als Community mehr tun, bzw. mehr zusammenbringen. Alles ist möglich, aber es hat sich auch schon viel verbessert. Open Gyms gibt es nun mehr als früher, das ist schon zu sehen, das war früher wesentlich weniger der Fall.“
Serdar klingt bei allem was er sagt eigentlich nicht enttäuscht, sondern bleibt auch ein Stück weit realistisch. Es gehe, wenn auch langsam, für ihn in die richtige Richtung!
In die richtige Richtung geht es auch in Darmstadt! In der Geburtsstadt von Europameister Hansi Gnad (1993) und 3×3 Spieler Leon Fertig gibt es wohl eine der schönsten Wohlfühloasen Hessens. Jedes Wochenende strömen viele Familien und Sportbegeisterte in den Bürgerpark, in dem schon seit vier Jahrzehnten auch ein Basketballcourt die jungen Talente der Stadt anzieht.
Doch ehrlicherweise geschah auf diesem Court mehr als zwei Jahrzehnte nichts, was das Herz höher schlagen lassen würde. Rami Rieble, Student und wichtiger Teil von „SKA Basketball“ (Bürgerpark Basketball) schaffte es mit einem Team an jungen Mitstreitern u.a. Unternehmen und die Politik in der Stadt davon zu überzeugen, dass Basketball nicht nur als Sportart boomt, sondern mit samt seiner Kultur auch ein wichtiger Bestandteil der Stadt sein kann.
Innerhalb kürzester Zeit wurden vor knapp zwei Jahren erst die Backboards samt Körben getauscht und danach auch der Bodenbelag ausgebessert und mit einer speziellen Maschine gereinigt.
Der Belag hat mittlerweile knapp 40 Jahre auf dem Buckel, war an vielen Stellen glatt und nach Regen so rutschig, dass beim bespielen Verletzungen drohten!
„Im Park waren schon vor der Pandemie immer sehr viele Baller, die Community sehr supportive und man wurde von den erfahrenen immer unter die Wings genommen“, erinnert sich Rami an seine ersten Sessions im Park vor ca. sieben Jahren.
Ähnlich wie Serdar war für ihn der Vibe, die Freiheit und das Spiel ohne Druck das besondere am Streetball. Ihm war sofort klar, dass dieser Ort etwas besonderes war und dies auch so bleiben soll:
„Der Platz soll nachhaltig erhalten bleiben, renoviert werden, so dass sich die Leute die hier herkommen weiterhin willkommen fühlen. Das ist tatsächlich das, was mich in dieser Community sehr sehr stark überzeugt. Wir gehen wir dort hin, unabhängig von Kultur und sozialem Hintergrund, um einfach Basketball zu spielen, Zeit zu verbringen und die Community zu fördern“, sagt Rieble und ist überzeugt, dass er mit seinem Team vor Ort genau das richtige macht und jede Sekunde die er vor investiert, wichtig und richtig ist!
Dabei ist er auch permanent im Gespräch mit den OG´s der 90er, die schon viele Jahre vor Ort sind und sich immer noch mit den Youngstern messen:
„Diese Leute bringen super viel Basketball Erfahrung und Streetball Erfahrung mit. Im Vergleich zu uns jungen Leuten verbinden sie mit diesem Ort noch viel mehr als wir, teilweise haben sie hier ein Zuhause gefunden in ihrer Kindheit. Wir können von Ihnen lernen, was es heißt, wirklich einen Ort zu prägen, an dem dann auch noch nachkommende Generationen eben dieselbe Liebe spüren und behalten können.“
Auf der anderen Seite fehlt ihm bei den älteren auf dem Court auch manchmal die Lockerheit, der Trash Talk sei schon ganz besonders manchmal, meint er. Dies habe vermutlich mit der Competition in den 90er Jahren zu tun, die, so glaube er, wahrscheinlich etwas härter war.
Rami blickt optimistisch auf Streetball und die Entwicklungen im Rhein-Gebiet:
„Die Community rockt! Die Leute gehen raus, spielen über Kulturen und Generationen hinweg zusammen, der Spirit ist 1A.“ Gleichzeitig betont er: „Frankfurt und Darmstadt sind nur Hotspots, drum herum siehst Du, wie der Stand ist. Schiefe Körbe, kaputter Asphalt, Löcher im Boden!’
Die Kommunen müssten mehr leisten, die kritischen Pässe fehlten und man müsse sich mehr strecken um Dinge voranzutreiben. Streetball ist für ihn der Kern, der Start der Entwicklung vieler Talente, die dann über Vereine in die nationale, strukturierte Spitze stoßen können.
Ende August fand im Bürgerpark das erste Mal ein offizielles 3×3 Turnier statt. Highlight des Tages war die Inbetriebnahme des Flutlichts, was fortan sensibel auf Bewegungen auf dem Court reagiert und dafür sorgt, dass die Baller auch bis in die späten Abendstunden vor Ort spielen können.
Der Event machte außerdem deutlich, was viele motivierte Hände und Schultern bewirken können. Eine große Sitztribüne, Kids Games, ein Dunking Contest mit Teilnehmern aus United Kingdom, ein Barber der die Baller mit freshen Cuts versorgte und ein Park OG am Grill, der Spieler/-innen und Zuschauer gleichermaßen mit leckereren Cevapcici vom Grill versorgte. Zusätzlich rundeten DJ´s von South Circle, sowie lokale LiveActs den Tag mit ihren Auftritten ab und sorgten damit für eine Veranstaltung die der Park so wohl noch nie gesehen hat!
Fazit: Die Streeball Community im Rhein-Main Gebiet ist nicht zurück, sie war niemals weg. Die Geschichte muss sicher auch nicht komplett neu geschrieben werden. Dinge entwickeln sich, Ansichten ändern sich. Die Community erlebt aktuell einen gesunden und wichtigen Facelift. Mit neuer Herangehsenweise, Mitteln und Visionen wird auch nach dem Prinzip „each one teach one“ vieles dank Internet und Social Media sichtbarer. Es wird schneller und anders kommuniziert und Dinge forscher angegangen. Die „Streetball Seele“ und Geschichte lebt nach wie vor davon, Dinge aus der Vergangenheit mitzunehmen und nicht nur die Gegenwart und die Zukunft zu betrachten. Die Demut gegenüber dem Sport und der Kultur steht nach wie vor bei vielen Protagonisten vor persönlichen Interessen, und das ist genau das, was den Basketballsport vielleicht von vielen anderen Sportarten unterscheidet.











