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Streit Um Spielplan Der BBL-Finals: Isaiah Hartenstein Kritisiert Liga

Ulm vs. BBL: NBA-Draft-Kollision sorgt für Zoff in der Finalserie.

by Len Werle
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Kurz vor dem Start der Finalserie in der Basketball-Bundesliga (BBL) entbrannte ein Streit um den Terminplan. Ratiopharm Ulm kritisiert Liga-Verantwortliche und Finalgegner FC Bayern München scharf, weil zwei Ulmer Top-Talente wegen einer Überschneidung mit dem NBA-Draft in den entscheidenden Spielen fehlen könnten. Die BBL hatte laut Ulm einen Antrag auf Anpassung des Final-Spielplans endgültig abgelehnt – für den Verein ein „fatales Zeichen“ im Hinblick auf die Förderung junger Spieler.

Die Finalserie um die deutsche Meisterschaft (Best-of-Five) zwischen Ulm und Bayern begann am heutigen Sonntagabend (München schnappte sich Game 1 mit 82:66). Für eventuelle Partien vier und fünf sind Termine am 24. und 26. Juni angesetzt. Genau zu dieser Zeit findet jedoch der NBA-Draft in New York statt (25.–26. Juni), bei dem die besten Basketball-Talente weltweit von NBA-Teams ausgewählt werden. Diese Terminkollision betrifft Ulm unmittelbar, da zwei ihrer Leistungsträger – Noa Essengue und Ben Saraf – am Draft teilnehmen sollen. Kurz vor Spiel 1 der Finals veröffentlichte Ulm eine ausführliche Stellungnahme und zeigte sich enttäuscht von der Liga und dem FC Bayern, weil eine Spielverlegung abgelehnt wurde. Laut Ulm werde damit in Kauf genommen, dass „Träume (der Spieler) herzlich egal“ sind und der sportliche Wert der Finalserie leide. Weder die easyCredit BBL noch Bayern München äußerten sich zunächst öffentlich zu den Vorwürfen.

Beide betroffenen Spieler gehören zu den größten Nachwuchshoffnungen im Ulmer Kader. Der 18-jährige Noa Essengue (Frankreich) und der 19-jährige Ben Saraf (Israel) haben erheblich zum Finaleinzug beigetragen und stehen im NBA-Draft 2025 hoch im Kurs. Essengue, ein athletischer Forward, wird als zweitjüngster Draft-Teilnehmer sogar für einen Top-10-Pick gehandelt. Auch bei Guard Ben Saraf gilt eine Auswahl in der ersten Runde als wahrscheinlich; er wäre der erste Israeli überhaupt, der bei der Draft-Nacht in New York auf der Bühne vertreten ist. Der NBA-Draft ist für beide ein Karriere-Traum – zugleich sind sie Schlüsselspieler für Ulm in der Finalserie.

Durch die terminliche Überschneidung stehen Essengue und Saraf nun vor einem Dilemma: Entweder sie reisen rechtzeitig zum Draft-Event in die USA und würden dann in den möglicherweise entscheidenden Finalspielen fehlen oder sie bleiben beim Team und müssten ein eventuelles Spiel 5 direkt nach dem Draft mit massivem Jetlag und Schlafmangel bestreiten. Beide Optionen wären für Ulm sportlich gravierend nachteilig und bedeuten für die Youngster eine schwierige Entscheidung zwischen persönlichem Traum und Teamerfolg. Ulm bezeichnet dies als „signifikante Schwächung“ der Mannschaft und eine Entwertung eines möglichen fünften Finalspiels.

Ulm hatte bei der easyCredit BBL beantragt, die betreffenden Finalspiele zu verlegen, um den Talenten die Draft-Teilnahme ohne Final-Ausfall zu ermöglichen. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt – laut Ulm mit der Begründung, die Teilnahme am NBA-Draft stelle keinen „wichtigen Grund“ für eine Terminänderung dar. In einer Pressemitteilung zeigte der Klub dafür keinerlei Verständnis und attackierte neben der Liga auch den FC Bayern als kompromisslos.

„Durch die Unnachgiebigkeit der BBL und unseres Finalgegners FC Bayern werden nicht nur zwei Ulmer Top-Talente zwischen ihren Träumen aufgerieben und der sportliche Wert der Finalserie zur Disposition gestellt, dazu wird […] ein fatales Zeichen nach außen gesetzt“, hieß es in Ulms Statement.

Nach Ulmer Darstellung hätte die Liga durchaus die Möglichkeit gehabt, von sich aus eine Verlegung gemäß § 11.5 der Spielordnung zu verfügen. Die BBL habe die Entscheidung jedoch den Klubs überlassen. Da wenig überraschend kein Konsens erzielt wurde, blieb der Antrag letztlich erfolglos. Ulm berichtet, man habe sogar einen Kompromissvorschlag unterbreitet, zumindest Spiel 4 um einen Tag vorzuziehen. Dieser Plan scheiterte jedoch ebenfalls: Bayern München lehnte ab, da seine neue Halle (SAP Garden) am vorgeschlagenen Termin nicht verfügbar sei. Gegen die Entscheidung der Liga gibt es keinen Einspruch – Ulm hat also keine juristische Handhabe mehr. Der Verein betont aber, dass man ungeachtet dessen „hinter seinen Spielern steht“ und es bedauert, dass zwei Talente nun zwischen NBA-Traum und einem potenziell historischen Finalspiel wählen müssen.

Isaiah Hartenstein, Center der Oklahoma City Thunder in der NBA und Investor/Teileigner von ratiopharm Ulm, hat sich ebenfalls zu der Thematik geäußert. Von OpenCourt-Basketballs Aurelia Rieke auf den Terminkonflikt angesprochen, zeigte der 25-jährige Deutsche wenig Verständnis für die sture Haltung der BBL.

„Ich glaube, es ist einfach nur schade, dass die Liga weiß, in welcher Situation wir sind“, sagte Hartenstein in einem Interview vor Spiel 5 der NBA-Finals.

Er betonte, die Liga hätte den Ulmern entgegenkommen sollen – gerade weil es dem deutschen Basketball zugute komme, wenn regelmäßig Spieler aus der BBL den Sprung in die NBA schaffen.

„Wenn du konstant Leute in die NBA schickst, […] dann müsste die Liga auch ein bisschen helfen“, so Hartenstein weiter. Seiner Meinung nach war der besondere Umstand schon lange absehbar und intern längst thematisiert: „Das ist nichts, was die [Liga] nicht davor schon wussten“.

Hartenstein unterstrich auch den Wert von Essengue und Saraf für das Produkt BBL. Die beiden seien „riesige Spieler“ für Ulm und würden auch der Liga insgesamt helfen, etwa durch mehr Zuschauerinteresse.

„Ich glaube, mehr Zuschauer gucken das Spiel, wenn die beiden da sind“, erklärte er. Durch ihre Anwesenheit hätten nicht nur Ulmer Fans etwas davon, „du hast israelische Fans, du hast Fans aus Frankreich, […] auch Scouts und manche NBA-Fans, die einfach nur sehen wollen, wie die zwei spielen.“ Aus geschäftlicher Sicht wäre es also klug gewesen, den Spielplan „ein bisschen anzupassen“, um die Aufmerksamkeit auf diese Talente zu maximieren.

Gefragt, ob das Problem auf eine generell mangelnde Abstimmung zwischen deutscher Liga und der NBA zurückzuführen sei, hielt Hartenstein sich bedeckt. Er räumte ein, dass es Verbesserungsbedarf gebe, und betonte sein persönliches Engagement für eine bessere Zusammenarbeit.

„Ich versuche mein Bestes, dass es besser zusammenklappt. Deswegen habe ich [in Ulm] investiert und werde auf jeden Fall helfen“, so Hartenstein.

Seine Investition in den Ulmer Klub – angekündigt im Herbst 2024 – zielte unter anderem darauf ab, jungen Spielern den Übergang auf die große Bühne zu erleichtern und die Attraktivität des Standorts Ulm zu erhöhen.

Die Finalserie zwischen Ulm und Bayern läuft nun trotz aller Querelen nach dem ursprünglichen Terminplan. Ulm liegt nach einer Auftaktniederlage mit 0:1 zurück, doch die brisante Frage bleibt: Wird es tatsächlich zu einem entscheidenden Spiel 5 am 26. Juni kommen – und wenn ja, in welcher Aufstellung? Die Verantwortlichen in Ulm hoffen offenbar noch immer, das Szenario irgendwie abzumilderen. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass Essengue und Saraf im Fall der Fälle auf ihren Draft-Traum nicht verzichten werden. Für die beiden Nachwuchsspieler steht enorm viel auf dem Spiel – im wahrsten Sinne des Wortes parallel auf zwei Kontinenten. Am Ende könnte diese unglückliche Terminüberschneidung allen Seiten schaden, wie Hartenstein und viele Fans befürchten. Bleibt zu hoffen, dass die Liga aus der Causa Lehren zieht, um künftig den Spagat zwischen Heimatliga und NBA-Ambitionen besser zu meistern.

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