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07.02.2023 – Ein Abend Und Eine Nacht Voller Emotionen 

by Philipp Dembowski
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Photo Credit: Gary A. Vasquez/USA TODAY Network

 

Es ist vollbracht! LeBron James hat das geschafft, was kein Fan, kein Experte und kein Hater je für möglich gehalten hätte. Der „uneinholbare“ Scoring Rekord von 38.387 Punkten, den Kareem Abdul-Jabbar 1984 in Stein gemeißelt hat, wurde gebrochen. Fast 39 Jahre, also knapp vier Jahrzehnte, etliche Präsidenten und zahlreiche NBA-Spielerkarrieren, hat dieser Rekord überdauert. Bis heute. LeBron James ist der alleinige All-Time Scoring Champion der NBA mit über 38.388 Punkten! 

Ich möchte euch noch einmal mitnehmen in eine Nacht voller Emotionen, Beurkundungen und Freudentränen. Holt die Taschentücher raus, es könnte emotional werden. 

Wie immer „pünktlich“ und mit über zwanzig Minuten Verspätung, sollte die historische Partie zwischen den Los Angeles Lakers und den Oklahoma City Thunder angepfiffen werden. Zum Zeitpunkt des Tip-Offs schienen die noch fehlenden 36 Punkte von LeBron James ein weiter Weg zu werden und jeder Fan, der mehrere Tausend Dollar für ein Ticket bezahlen musste, kaute während der gesamten Anfangszeit nervös auf den eigenen Fingernägeln.

Von Minute eins an lag eine besondere Stimmung in der Luft, nichts zuletzt, weil man aus LeBrons All-Black Pre-Game-Outfit schließen konnte, dass er es heute ernst meint. Selbst das „Chalk Toss Ritual“, was wir davor 1409-mal gesehen haben wirkte besonders. Jeder Ballbesitz und jeder einzelne Punkt wurde in der Crypto.com-Arena bejubelt, als wären es Game Winner in einer hart umkämpften Playoff-Serie. Jeder wollte, dass der 38-Jährige heute Nacht den Rekord knackt. Jeder, außer vielleicht Kareem Abdul-Jabbar selbst. Der „Captain“ war selbstverständlich Ehrengast dieser historischen Nacht, wirkte allerdings nicht unbedingt glücklich darüber, dass sein Rekord heute gebrochen werden könnte. Verständlicherweise.

Alle Augen waren auf die Legende Kareem und natürlich auf den Hauptprotagonisten LeBron James gerichtet. Und genau aus diesem Grund lief das Spiel so vor sich hin und eigentlich interessierte sich niemand für das Ergebnis. Den Punktestand und die schlechte Defense beider Teams völlig außer Acht gelassen, durfte man überrascht über teilweise deutlich zu hohe Zwischenstände gewesen sein. Aber wen interessierte das schon?! Es war Rekordnacht. Und das war weder in der Halle, noch am heimischen Fernsehgerät zu übersehen. Omnipräsent schweifte der Rekord über die gesamte Berichterstattung. Stan Van Gundy sprach gefühlt über nichts anderes als über Statistiken von LeBron und Kareem, in jedem Time-Out und jeder Spielunterbrechung wurden Tribute-Videos auf dem Videowürfel abgespielt und oben rechts am Bildschirmrand der TV-Geräte wurde dauerhaft ein Punkte-Countdown eingespielt.

Aber auch das Publikum ließ keinen Zweifel daran, dass der Rekord heute fällig ist. Während die meisten es nicht mehr auf ihren Sitzplätzen aushielten und LeBron bejubelten, wurde jede Entscheidung der Referees, die gegen LeBron gepfiffen wurde, hemmungslos ausgebuht. Die Basketball-Welt zuckte dann einmal kurz zusammen, als King James nach einem Ellbogen von OKCs Josh Giddey hinter der Korbanalage zu Boden ging und dort auch für die nächsten zwei Spielzüge liegen blieb. Aber LeBron ließ sich nach kurzer Erholzeit in der anschließenden Time-Out nicht beeindrucken und tat in der ersten Halbzeit das, was er am besten kann: Scoren.

Während der selbsternannte King im ersten Viertel „nur“ acht Punkte auflegen konnte und sicher schon viele Fans mit einem Auge auf die Partie am Donnerstag schielten, servierte uns König James im zweiten Viertel dann satte 12 Punkte. Mehrfache „And One Korbleger“, Bullie-Ball in der Zone, Freiwürfe und der ein oder andere Dreier ließen, das Punktekonto vom selbsternannten King auf 20 Punkte zur Halbzeit ansteigen.

Endlich Halbzeit. Durchatmen war angesagt. Nicht nur für uns, sondern auch für die Defense der Lakers, die sage und schreibe 76 Punkte einstecken musste. In Deutschland haben nicht wenige die Pause genutzt, um den ein oder anderen Freund oder die ein oder andere Freundin zu wecken, damit diese auch Zeugen dieser historischen Nacht werden konnten. 

Allerdings wurde auch die gefühlt kürzere Halbzeitpause als sonst, dazu genutzt, um weiter Öl ins Feuer unserer Emotionen zu gießen. Noch mehr Tribute Videos und die eingeblendete Celebrity-Row in der Crypto.com-Arena. Shannon Sharpe, Jay-Z, Bad Bunny und Denzel Washington. Alle waren sie da. Jeder wollte Zeuge dieser wahnsinnigen Leistung werden. Aber auch die gesamte Familie-James hat Platz am Spielfeldrand genommen. Mutter Gloria, Ehefrau Savannah und die nicht weniger bekannten Kinder Bronny, Bryce und Zhuri, wollten hautnah dabei sein, wenn der Sohn, der Ehemann und der Papa alleiniger Rekordhalter wird. 

Anpfiff zum dritten und historischsten Viertel in der Karriere von LeBron James. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt für King James, der sich abseits des Sports viel gegen Rassismus und für die Rechte von Afroamerikanern einsetzt, als inmitten des Black History Month uns einen der geschichtsträchtigsten NBA-Abende zu bereiten. 

Noch acht Minuten sind im dritten Viertel sind zu spielen und ab hier überschlagen sich die Ereignisse. Nach erneuten Freiwürfen vom zuvor gefoulten James, knallte der King dann zwei Back-To-Back Dreier in das Netz des Thunder. „The Place is getting wilder and wilder! “, schrie Kommentator Stan van Gundy ins Mikrofon. Wenige Minuten später folgte dann ein Euro-Step Korbleger von LeBron. Time-Out OKC. Nur noch sechs Punkte entfernt vom größten Rekord der NBA-Geschichte. Auch hier wurde die Pause genutzt, um auch wirklich den letzten schlafenden Freund oder Freundin wach zu klingeln. Das durfte schließlich niemand verpassen. 

Noch vier Minuten zu gehen im dritten und entscheidenden Viertel, aber Darvin Ham entschied sich dafür, dass der King erst einmal abkühlen sollte und ließ LeBron nach der Timeout auf der Bank sitzen. Was in den nächsten Minuten auf dem Hartholz passierte, interessierte niemanden, denn jeder hat auf die Bank der Lakers geschaut und gespannt darauf gewartet, wann LeBron wieder zurück ins Spiel eingewechselt wird. Nach gefühlt stundenlangen 120 Sekunden war es dann endlich soweit: „LeBron checks back into the game.“ Ballbesitz Lakers und die ganze Halle erhebt sich. Pass von Westbook auf LeBron James, der in die Zone cuttete. Off the Window Layup. Noch vier Punkte.

Nächste Szene: Fastbreak der Lakers nach einem Fehlwurf der Thunder. Der am Spiel teilnahmslose Anthony Davis springt dem Rebound hinterher und wirft den Ball in Richtung LeBron James, der den Ball nur noch reinlegen muss. Nur noch zwei Punkte! Erneute Time-Out OKC. Keiner, wirklich niemand in der Arena sitzt mehr. Nach der Timeout kamen die Lakers dann sofort wieder in Ballbesitz und das orange-braune Leder sollte sofort LeBron James finden, der jetzt so hart verteidigt wird, dass er selber nicht abschließen konnte. Punkte auf der Gegenseite, OKC plus zwei. Weniger als 20 nervenaufreibende Sekunden sind noch zu spielen im dritten Viertel und es gab wirklich niemanden, der in der Crypto.com-Arena jetzt nicht das Smartphone rausgeholt hat, um den kurz bevorstehenden Moment aus dem eigenen persönlichen Blickwinkel festzuhalten.

Dann war es endlich so weit: LeBron James bekommt den Ball mit dem Rücken zum Korb, noch 10,9 Sekunden auf der Uhr, Fadeaway aus der Mid-Range und Swish! „LeBron’s got it! He’s got it!“. STAND ALONE RECORD für LeBron James. Gänsehaut!

Der King riss die Arme in die Luft und natürlich wurde die Partie sofort unterbrochen. Man kann davon halten was man möchte, aber kurz vor Ende des dritten Viertels begannen die Feierlichkeiten. LeBron geht als erstes zu seiner Familie, Freund und Trauzeuge Rich Paul stürmt aufs Parkett und fällt LeBron in die Arme und NBA-Commissioner Adam Silver machte sich für seine Glückwunsch-Rede bereit. Und natürlich wurde Legende Kareem Abdul-Jabbar auf Feld gebracht und übergab mit vollem Respekt den Game-Ball und den damit verbundenen Rekord an LeBron James. „From a Laker to a Laker“, lautete der O-Ton. 

LeBron James selbst wurde überraschenderweise sehr emotional und verdrückte die ein oder andere Freudenträne, während er zum Ausdruck brachte, „dass er es sich das in einer Million Jahre nicht besser erträumen hätte können“. Auch Ehefrau Savannah fand die passenden Worte, um den Fans in der Arena und den Fans an den Fernsehgeräten dahein, die ein oder andere Freudenträne zu entlocken: „Hard Work, Sacrifices and Professionality. There is no dedicated-to-the-game-person, who deserves this more than you“. 

Mit den treffenden Worten von LeBron James zum Ende seiner Rede „Fuck man, thank you guys“, hätte man diesen Artikel beenden können, wenn es nicht einen besseren Spruch geben würde: 38.388 Points and still counting! Congratulations to LeBron James, dem alleinigen NBA All-Time Leading Scorer. 

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