Nach Utah Reisen Wie Die All-Stars – Reiseblog Tag 7-9 

 

Gähnen, Nochmal Umdrehen, Wecker erst gar nicht gestellt und zu müde zum Aufstehen. So sah der Morgen nach dem All-Star-Saturday aus. „Was war das denn?!“, war einer der ersten Gedanken, nachdem ich aus dem Bett gestiegen bin. „Was war das bitte für ein Wahnsinnstag gestern?!“ Zum Glück konnte ich ausschlafen und so das Erlebte besser verarbeiten als die Tage zuvor. „Habe ich gestern wirklich mit allen All-Stars der NBA gesprochen?“, „Habe ich gestern wirklich live in der Halle den All-Star-Saturday gesehen?“, „Bin ich wirklich live dabei gewesen, als der Slam Dunk Contest an den Defibrillator angeschlossen wurde und der Dunk-Notarzt Mac McClung, den Contest wieder Leben eingehaucht hat?“ – Die Antwort auf alle drei Fragen lautet: Ja! 

Trotz des ausgiebigen Schlafs doch noch nicht ganz verarbeitet, beschäftigten mich diese und weitere Fragen bei der Morgen-Routine. Zu unserem Vorteil war der Großteil des Medien-Zirkusses jetzt vorbei und heute stand nur noch „Genießen“ auf dem Plan. 

Genießen passt in der Tat perfekt auf das, was folgen sollte: Wir haben von unserem Gast im Sidelines Podcast Michael Stockton, Sohn der Utah-Legende John Stockton, einen Restaurant-Tipp bekommen, den einem nur Einheimische hätten geben können. Dachten wir zumindest. Denn es musste sich rumgesprochen haben.

 

 

Anders war es nicht zu erklären, aus welchem Grund wir vier Tage auf einem Tisch warten mussten. Das Restaurant „Red Iguana“ war nicht nur die vergangenen Tage komplett ausgebucht, sondern als wir am Sonntag zur Mittagszeit ankamen, stand eine Schlange von Menschen vor dem Laden. „Das musste gut sein“, dachte ich mir! Ein kleiner, mit Stickern übersehter Bungalow, der einen neuen Anstrich vertragen könnte und innen mit renovierungs-bedürftigen Mobiliar ausgestattet war, sollte also das beste Restaurant der Stadt sein? Ich war freudig gespannt. 

 

 

Diesen mexikanisch-berlinerischen Stil war ich in der Tat gewohnt und auch in meiner Heimatstadt sind Restaurants, die so aussehen, meist die beste Wahl, um gut zu speisen. Nach einem kurzen Blick auf die Karte, war ich dann überrascht, dass es doch mehrere vegane bzw. vegetarische Alternativen zu Auswahl gab. Da ich noch nie eine Chimichanga probiert hatte, fiel mir die Wahl relativ leicht und ich entschied mich für das klassische Tex-mex-Gericht. 

Als dann wenige Minuten später der riesige frittierte Tacco serviert wurde, wusste ich, dass ich auch heute das ein oder andere „Kalorienchen“ in mich hinein schaufeln werde. Aber was solls, es ist ja (fast) Urlaub. Als Beilage wurden neben Reis auch noch eine Saucen-Auswahl und Tortillas aufs Haus serviert. Fazit nach wenigen Häppchen: Das beste mexikanische Essen, was ich jemals probiert hatte! Das ziehte sich auch nahtlos den Rest der Mahlzeit durch und auch als ich dachte, ich kann nicht einen Happen mehr essen, kam ich trotzdem auf die nicht ganz so clevere Idee, mir ein frittiertes Eis zu bestellen. 

Was ich dann bekam, war ein gefühlter Klotz Vanille-Eis, umwickelt in eine Tortilla und das ganze frittiert und mit Schoko- und Karamelsauce serviert. Und nochmal 3500 Kalorien mehr, die ich vertilgen durfte. 

 

 

Als dann keiner mehr grade stehen, geschweige denn geschmeidig laufen konnte, ging die Fahrt zurück in die Unterkunft los, da bald der All-Star-Game-Draft auf der Agenda stand. Sowohl die Fahrt vom Airbnb zum Restaurant als auch die Rückfahrt, führten durch die „Hood“ von Salt Lake City. Wenn Salt Lake City überhaupt eine Hood hat, verglichen zum Rest des Landes oder was ich in Las Vegas gesehen hatte. Der Unterschied zum Rest der Stadt war aber sofort erkennbar: Noch billiger gebaute Häuser, heruntergekommene oder geschlossene Liquor-Stores und Polizei, die mit Sirenen und Blaulicht durch die Straßen fuhr. Und all das nur ein paar Blocks abseits der Hauptstraße von Downtown entfernt, wo sich Touristen, wie ich, tummelten, die hunderte Dollar für Sneaker und andere Konsum-Produkte ausgaben. Auch das ist Amerika. 

 

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Zurück im Airbnb angekommen, wurde der erste Koffer gepackt, kurz das Food-Koma ausgeschlafen und sich nochmal umgezogen. Und dann war es so weit: Der letzte Event des 2023er All-Star-Weekends stand kurz bevor. Wie immer mit dem Uber in die Vivint-Arena gefahren, sollte auch dieses Mal der Blick in die Halle vom Medienblock nicht weniger imposant wirken. Dieses Mal war der Block tatsächlich richtig gut belegt. Die zwei Tage vorher waren einige Sitze frei geblieben, aber den Sonntag wollte sich scheinbar kein Kollege oder keine Kollegin entgehen lassen. 

Als die beiden Team-Captains LeBron James und Giannis Antetokounmpo dann den ersten Draft, der jemals direkt vor dem All-Star-Game stattfand, durchführten, war bei allen Anwesenden in der Halle die Spannung ins Gesicht geschrieben. Na gut, das war leicht übertrieben, denn jeder halbwegs erfahrene Basketball-Fan weiß, worauf man sich einlässt, wenn man das All-Star Game schaut: Fun and Games. Die Draft war aus meiner Sicht eine coole Neuerung, die noch verbesserungswürdig ist, aber trotzdem im Grundsatz eine gute Sache für das Entertainment darstellt.

Ich habe mir noch kurz die obligatorische Gratis-Pizza bestellt und wollte mir noch einmal Merch kaufen, als mir aufgefallen ist, dass logischerweise erst nach der Draft, die Trikotverkäufe losgehen konnten. Als ich den größten Merch-Store der Vivint-Arena erreicht hatte, wurde ich fast überrannt, von gestressten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die damit beschäftigt waren Kiloschwere Trikot-Stangen zu bestücken. Dicht gefolgt von Fans, die sich nicht nur metaphorisch, sondern auch buchstäblich um die $130 Trikots prügelten. Absolut komisch, nicht nur, weil man doch weiß, dass es die Trikots in wenigen Monaten für die Hälfte geben wird. Da ich mich an keiner Prügelei beteiligen wollte und das, was ich kaufen wollte, ausverkauft war, bin ich dann auch pünktlich zum ersten Punkt im All-Star-Game wieder auf dem Sitz gewesen. Viel hatte ich noch nicht verpasst, aber die spannenden Szenen sollten erst noch kommen. Back to Backboard Self Alley Oop von LeBron James, den gleichen Move von Donovan Mitchell, ein In-Game-Dreier-Shootout von fast allen Beteiligten und ein Privat-Duell zwischen Jaylen Brown und Teamkollege bei den Boston Celtics Jayson Tatum. 

Sicher, alles cooles Szenen, aber dass das Spiel durch einen Mittellinien-Weitwurf, fast noch von Team Giannis aus der Hand gegeben wurde, war sinnbildlich für die Partie. Keiner hat das Spiel ernst genommen, Defense war Fehlanzeige und der Punktestand war einfach nur albern hoch. Hätte Damian Lillard nicht einen wilden Dreier zum 175 184 Endstand getroffen, wäre es wahrscheinlich wirklich noch einmal eng geworden. 

Coach Mike Malone sagte nach dem Spiel, „dass es wahrscheinlich das schlechteste All-Star-Game war, was jemals gespielt wurde“. Ganz so schlecht, fand ich das Spiel nicht, zumal jeder NBA-Fan, wie bereits erwähnt, wusste, worauf er oder sie sich einlässt. Im Gegenteil, ich fand das legendäre All-Star-Game live in der Arena zu sehen, sogar ziemlich unterhaltsam.

Nach dem Spiel sind wir dann noch einmal runter in die Mixed-Zone, um den bereits gestern schon interviewten All-Stars den ein oder anderen O-Ton zu entlocken. Neben dem zu anderen Themen befragten Damian Lillard, hat auch First-Time-All-Star Tyrese Haliburton bestätigt, dass auch für ihn das All-Star-Game nichts Ernstes ist. No Surprise.

 

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Nachdem wir noch kurz in die PK zu Jayson Tatum gegangen sind, der mit 55 aufgelegten Punkten, den Rekord für die meisten Punkte, die jemals in einem All-Star-Game erzielt wurden, brach, gehörte die Media Hospitality, wieder zu unserem Standardabendprogramm. 

 

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Ein paar Bierchen und oder Whiskeys später, war dann auch die Luft raus und das war’s dann auch: „The All-Star-Weekend 2023 is in the books.“ 

Das wars auch von mir, denn all die Emotionen, die Erlebnisse und das Gefühlte konnten den Heimweh und die Sehnsucht, die ich nach meiner Familie hatte, nur temporär betäuben. Die Folgetagen, die aus einem kleinen Roadtrip zurück von Salt Lake City nach Las Vegas und einem Ausflug in die atemberaubenden Landschaften vom Fire Valley bestanden, konnte ich gar nicht mehr genießen. Geplagt von „Vermissungsgefühlen“, schleppte ich mich die folgenden Stunden durch und war froh als der (mal wieder) um mehrere Stunden verspätete Flieger von British Airways, trotz Windgeschwindigkeiten von über 70 Meilen pro Stunde und Sturm dann doch noch abgeflogen ist. Noch ein kurzer Umstieg in London und dann ging es endlich nach Hause. 

Jetzt sind bereits ein paar Tage vergangen und ich konnte das Erlebte erzählen, aufschreiben und in visuellen Medien verarbeiten. (Wenn ihr Videos vom Roadtrip sehen wollt, schaut gerne bei mir auf Instagram auf @whodatdembo vorbei) Und trotzdem muss ich sagen, dass die Erfahrungen, die ich in dieser Woche sammeln konnte, fast unmöglich sind genauso wiederzugeben, wie ich sie wahrgenommen habe. Ich bin unfassbar dankbar für diese Möglichkeit und für mich ist all das auch jetzt noch (positiv) schwer zu verarbeiten. 

Mein Dank für diese Reise geht an meine Frau Katharina, die sich um unsere zwei wundervollen Kinder gekümmert hat, damit ich meinem Job nachgehen konnte und Len, der es geschafft hat uns beide zu akkreditieren und so die Reise überhaupt erst Sinn ergeben hat. 

Falls euch die Reise gefallen hat, lasst gerne Feedback da. Ich würde mich freuen. Und jetzt heißt es nicht mehr wie so oft „Gute Nacht Salt Lake City“, sondern endlich wieder: Gute Nacht Berlin.  

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