German: Mythos Madison Square Garden

Photo: Len Werle/OpenCourt-Basketball

Mythos Madison Square Garden

 

Jeder kennt ihn, den Madison Square Garden in New York City. Für viele ist es ein Traum einmal in der wahrscheinlich berühmtesten Arena dieser Welt ein Spiel zu sehen.

Für mich ist es der zweite Besuch dieser Arena, allerdings der erste mit offizieller Spielakkreditierung. Zeit sich diese ruhmreiche Halle mal genauer anzusehen, von innen, wie von außen.

Seitdem der Garden am 11. Februar 1968 eröffnet wurde, investierte die Betreibergesellschaft MSG Entertainment mehr als eine Milliarde US-Dollar um ihn stetig zu modernisieren. Die letzte große Renovierung gab es zwischen 2011 und 2013 als viel Geld in etliche neue Bildschirme, Anzeigetafeln, Scoreboards, und eine Verbesserung des WLANs investiert wurde. Hoch oben, neben den hochauflösenden neuen Videowürfeln und ebenfalls neu, sind zwei Brücken direkt unterm Hallendach, auf denen sich einige der Presseplätze befinden. Dies wird dies mein Arbeitsort für diesen Abend sein, dazu später mehr.

Durch einen Seiteneingang mit kurzer Sicherheitskontrolle und Akkreditierungsausgabe gelangt man abseits des Trubels und der Menschenmassen in das Inneres des Gardens. Hier allerdings sieht man, dass das Gebäude tatsächlich 52 Jahre alt ist, was in diesem Falle nicht unbedingt negativ ausgelegt werden sollte… man kann auch von Charme sprechen.

Ich muss allerdings schon den ein oder anderen Gang falsch abbiegen, bis ich den Presseraum gefunden habe. Die Ausschilderung ist spärlich und ich zu stolz um nach dem Weg zu fragen.

Meine Mühen werden allerdings belohnt, der Arbeitsplatz hinter den Kulissen sieht sehr gut aus und hat ein bisschen was von Universitätsbibliothek. Ich lege allerdings nur kurz mein Zeug ab, schnappe mir meine Kamera und gehe auf den Court.

Ein paar Sekunden später stehe ich dann auf dem heiligen Parkett der faszinierendsten Metropole dieser Erde. Obwohl ich schon viele Arenen gesehen und etliche NBA Courts betreten habe, ist dies ein sehr besonderer Moment für mich. Der Mythos Madison Square Garden packt mich abermals und ich verharre einige Zeit an gleicher Stelle und lasse meine Blicke durch die geschichtsträchtige Halle schweifen. Dann wieder der Blick aufs Wesentliche. Zwar sind erst sehr wenige Sitze besetzt, aber ein paar Spieler wärmen sich schon auf.

 

Photo: Len Werle / OpenCourt Basketball

 

Nachdem ich mir ein paar der Pre-Game Warm-up Drills angesehen habe, unter anderem die von Dennis Smith Junior, der mich noch aus meinem Dallas Besuch kannte und mit dem ich auch ein paar Worte wechseln konnte, ging es für mich zurück in die Katakomben und zum Abendessen.

Wie in den meisten NBA Arenen gibt es ein, für ein kleines Entgelt, ein Buffet für Media und Mitarbeiter. Die absoluten Highlights; das wahrscheinlich beste Buffalo Chickensandwich, das ich je gegessen habe, sowie eine Softeismaschine. Weniger gut, Getränke (auch Wasser) gibt es lediglich vorportioniert in kleinen Plastikbechern, was mich später 6$ für eine Flasche Wasser an einem Konzessionsstand kosten wird. Getränke habe ich selbst keine mit, da ich aus anderen Arenen Wasserflaschen oder Coladosen gewohnt bin. Allerdings ist das jammern auf äußerst hohem Niveau.

Gut gesättigt und voller Vorfreude auf das Spiel geht es für mich nun auf eine der vorhin genannten Brücken. Mein Platz ist schnell gefunden und mit persönlichem Platzschild ausgestattet. Die Aussicht ist sehr gut. Man redet zwar oft von sogenannten Nosebleedsitzen, also Sitze die sich so weit oben in der Arena befinden, dass man aufgrund der Höhe Nasenbluten bekommt, da sich diese aber dank der Brücke als einen Art Überhang über dem Court befinden, hat man ungestörten, direkten Blick aus der Vogelperspektive. Stark!

 

Photo: Len Werle / OpenCourt Basketball

 

Das Spiel ist dann allerdings relativ einseitig. Die New York Kicks, wie so oft, auch an diesem Abend zu schwach für den Gegner, der das Spiel dominiert.

Ich freunde mich im Laufe des Spiels mit meinem Sitznachbarn und Kollegen Darko an, der die Knicks schon seit Jahren für ein ortsansässiges Outlet covered. Er erzählt mir, dass er in München studiert hatte und ursprünglich aus dem ehemaligen Jugoslawischen kommt. Dies führt selbstverständlich dazu, dass wir in Spielpausen über den europäischen Basketball und europäische Spieler in der NBA philosophieren und Meinungen austauschen.

Nach Spielende geht es dann wie gewohnt zur Pressekonferenz. Mike Miller, der Headcoach der Knicks lässt allerdings lange auf sich warten. Wahrscheinlich hatte er einiges an Kritik loszuwerden, nach dieser eher bescheidenen Leistung seines Teams. Als er dann aber den Raum betritt, sieht man ihm den Stress nicht mehr an. Äußerst professionell und gar nicht kurz angebunden beantwortet er sämtliche Fragen die an ihn gestellt werden. Miller ist erst seit kurzem und das erste Mal in seiner Karriere Cheftrainer eines NBA Teams, daher auch für mich ein eher unbeschriebenes Blatt. Seine Spielphilosophie und sein Charakter lassen mich allerdings wünschen, dass er diese Position noch lange innehalten kann.

Nachdem die Pressekonferenz vorbei ist, mache ich mich auf den Weg zur Umkleidekabine der Knicks wo ich mit ein paar Spielern reden konnte, unter anderem mit dem verletzten und enttäuschten Rookie RJ Barrett; eines der größten Talente der Liga. Trotz des ganzen Trubels – hier sind deutlich mehr Medienvertreter als in anderen NBA Arenen – muss man auch den Spielern Geduld attestieren. Freundlich beantworten sie sämtliche Fragen. Der Locker Room, das ist auffallend, wird dem Glanz dieser Stadt nicht gerecht. Überall ist alter Teppich verlegt und wirklich groß ist er auch nicht. Irgendwo muss man halt sparen, denkt sich der Schwabe in mir.

Ich verabschiede mich noch von Darko und einigen weiteren Kollegen, bevor ich in die kalte Nacht Manhattans verschwinde und den Garden nochmals von aussen betrachte. Der Mythos packt mich abermals. Schön war es, du legendäre Arena. Auf bald!

 

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