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Dennis Schröder Ist Der wichtigste Deutsche Nationalspieler Aller Zeiten

by Len Werle
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Ein Kapitän schreibt Geschichte: Es gibt Momente im Sport, die über die Zahlen auf dem Spielbogen hinausgehen. Als Dennis Schröder im September 2023 den Naismith-Pokal in die Höhe reckte, gewann Deutschland zum ersten Mal die Basketball-Weltmeisterschaft. Es war der Höhepunkt einer Entwicklung, die Schröder selbst als Anführer maßgeblich geprägt hat.

Dirk Nowitzki mag der talentiertere und erfolgreichere Spieler auf Clubebene sein; NBA-Champion 2011 und MVP 2007, doch was die Nationalmannschaft betrifft, hat Schröder neue Maßstäbe gesetzt. Unter seiner Regie holte Deutschland zunächst 2022 die erste Medaille seit 17 Jahren (EM-Bronze) und krönte sich dann 2023 sensationell zum Weltmeister. Jetzt, zwei Jahre später folgte gar der EM-Titel 2025, der erste seit 1993. Diese Erfolge haben ihn in eine Sphäre gehoben, die vor ihm kein deutscher Spieler erreicht hat. Schröder ist der Motor und die Seele dieses goldenen Teams.

Dennis Schröder wuchs in einfachen Verhältnissen in Braunschweig auf und durchlief dort die Jugend- und Profiteams. Früh fiel er durch Schnelligkeit, Frechheit und unbändigen Willen auf. 2013 zog es ihn in die NBA, wo er sich in der besten Basketball-Liga der Welt bewährte. Trotz wechselnder Teams und mancher Rückschläge – vom vielversprechenden Sixth Man in Atlanta bis zum zwischenzeitlich vertragslosen Point Guard – blieb Schröder seiner Linie treu. Was ihn stets auszeichnete, war sein unbedingter Einsatz für Deutschland: Jeden Sommer im Nationaltrikot zu stehen, war für ihn selbstverständlich. Schon als junger Spieler teilte er das Parkett mit Legende Nowitzki, doch bald darauf lastete die Verantwortung allein auf Schröders Schultern. Spätestens ab der Heim-EM 2015 und erst recht nach Dirks Rücktritt 2015 übernahm Schröder das Zepter.

In den folgenden Jahren reifte aus dem einst ungestümen Talent ein echter Kapitän. Schröder musste auch sportliche Rückschläge verkraften: Die verpasste Olympia-Qualifikation 2016 und ein enttäuschendes Abschneiden bei der WM 2019 (Platz 18),  doch er lernte daraus. Unter Bundestrainer Gordon Herbert formte Schröder ab 2021 ein neues Kernteam und forderte von seinen Mitspielern frühzeitig volle Hingabe: Man komme nicht für Platzierungen, sondern um zu gewinnen, betonte er sinngemäß. Er selbst ging als Vorbild voran, trotz einer NBA-Karriere als „Wanderer“ von Team zu Team blieb er das Gesicht der deutschen Mannschaft. Dieser Führungsanspruch, gepaart mit gewachsenem Spielverständnis, zahlte sich aus.

Mit Dennis Schröder als Anführer erlebte die deutsche Basketball-Nationalmannschaft ihren größten Triumphzug. EuroBasket 2022 im eigenen Land war der Durchbruch: Schröder führte ein hungriges Team zu Bronze, der ersten EM-Medaille seit 2005, und wurde in das All-Star-Team des Turniers berufen. Im Viertelfinale bezwang man sogar Giannis Antetokounmpo und Griechenland in einem denkwürdigen Spiel. Schröder legte dort im Schnitt 22,1 Punkte und 7,1 Assists auf und bewies endgültig, dass er ein Spielmacher von europäischer Spitzenklasse ist.

Der größte Coup folgte ein Jahr später: Bei der FIBA-WM 2023 in Asien spielte Schröders Team wie aus einem Guss. Deutschland blieb ungeschlagen und schaltete unter anderem Topfavoriten wie Australien und die USA aus. Im Finale gegen Serbien war Schröder mit 28 Punkten der überragende Akteur. Deutschland war Weltmeister, etwas was selbst Nowitzki nie gelungen war, und Schröder wurde als verdienter MVP des Turniers ausgezeichnet. Dieser historische Triumph hatte eine Signalwirkung: Er zeigte, dass Deutschlands goldene Generation, angeführt von Schröder sowie unterstützt von NBA-Talenten wie Franz Wagner, keine Eintagsfliege ist.

Motiviert von diesem Erfolg, führte Schröder die Mannschaft 2024 auch nach Paris zu den Olympischen Spielen. Als Fahnenträger Deutschlands bei der Eröffnungsfeier trug er das Banner der Nation, ähnlich wie Nowitzki 2008. Sportlich gelang in Paris der Einzug ins Halbfinale; ein Meilenstein, den zuvor keine deutsche Basketball-Equipe erreicht hatte. Eine Medaille blieb zwar knapp verwehrt (Platz 4 nach Niederlagen gegen Frankreich und Serbien), doch Schröder wurde erneut in das All-Star-Team des Turniers gewählt.

Schließlich folgte bei der EuroBasket 2025 der nächste Triumphzug: Deutschland gewann in einem dramatischen Finale gegen die Türkei den Europameistertitel. Schröder zeigte seine ganze Klasse in der Crunch-Time, als er in der letzten Minute mit einem linken Korbleger und einem kühlen Mitteldistanzwurf die Führung zurückeroberte und anschließend mit Rebound und Freiwürfen den Sieg besiegelte. Damit krönte er sich, nach dem WM-MVP, auch noch zum wertvollsten Spieler der Europameisterschaft 2025. Zwei große Titel in zwei Jahren: Eine solche Führungsbilanz hatte im deutschen Basketball bis dato niemand vorzuweisen.

Während Dirk Nowitzki Deutschland in den 2000er Jahren „nur“ zu Bronze 2002 und Silber 2005 führen konnte (und dabei jeweils zum Turnier-MVP gekürt wurde), hat Schröder das Team nun ganz nach oben gebracht. Das schmälert Dirks Leistung keineswegs, seine 47 Punkte im EM-Halbfinale 2005 oder seine Fahnenträger-Rolle 2008 bleiben legendär, aber es zeigt, welche historische Bedeutung Schröders Erfolge haben. Schröder hat das Team von einem Außenseiter zu einem Champion geformt, etwas an das nicht einmal Nowitzki in seinen kühnsten Träumen geglaubt hätte.

Umso beeindruckender ist Schröders Werdegang, wenn man bedenkt, gegen welchen Gegenwind er oft anlaufen musste. In jungen Jahren eckte der gebürtige Braunschweiger mit seinem extravaganten Stil an. Der blonde Haarstreif, die lässige Art, sein selbstbewusstes Auftreten. Nicht wenige Kritiker hielten ihn für zu laut, zu egozentrisch. Schröder hörte die Vorwürfe, er sei arrogant, und sagt selbst:

“Es hat mich getroffen, wenn ich hören musste, ich sei arrogant”.

Doch anstatt sich davon entmutigen zu lassen, hat er an sich gearbeitet und seine Antwort auf dem Parkett gegeben.

Leider blieben ihm auch rassistische Anfeindungen nicht erspart. Schröder spricht das Problem offen an, weil es auch im diversen Basketball-Umfeld weiterhin existiert. Während der EM-Vorrunde 2025 in Tampere etwa wurde er beim Gang in die Kabine von einzelnen Zuschauern mit Affenlauten beleidigt. Schröder machte den Vorfall öffentlich und stellte klar:

„Man kann mich beleidigen, aber Affengeräusche respektiere ich nicht und akzeptiere ich nicht.“.

Der litauische Verband entschuldigte sich umgehend, zwei Fans wurden aus der Halle entfernt – ein wichtiges Zeichen, doch dass es solche Vorfälle überhaupt noch gibt, zeigt den alltäglichen Rassismus, gegen den Schröder immer wieder ankämpfen muss.

Auch in den sozialen Medien schlägt ihm mitunter blanker Hass entgegen. Seine Frau Ellen teilte öffentlich einige der abscheulichen Nachrichten, die das Paar erhielt. Schröder hat gelernt, damit umzugehen, aber er bleibt nicht still. Er ist laut und gerade das braucht es im Kampf gegen Rassismus, wie ein Kommentator treffend schrieb. Dennis Schröder nutzt seine Plattform, um Missstände anzusprechen, und fungiert als Vorbild für viele junge Menschen mit Migrationshintergrund. Er hat sogar offen ausgesprochen, was in Deutschland leider noch Realität ist:

„Ich werde in diesem Land nicht die gleiche Liebe bekommen wie Dirk, weil ich dunkelhäutig bin.“ 

Für diese ehrlichen Worte erntete er zwar auch Kritik; manche wollten ihm das Vergleichen mit Nowitzki verübeln und leugneten den Rassismus in der Fanbasis, doch Schröder hat damit eine unbequeme Wahrheit benannt. Seine Karriere steht sinnbildlich dafür, wie ein Schwarzer deutscher Athlet sich trotz Vorurteilen ganz nach oben kämpft und dabei Haltung zeigt.

Dennis Schröder ist heute mehr als nur der Kapitän einer Basketballmannschaft, er ist eine Identifikationsfigur des deutschen Sports. Mit nun 32 Jahren hat er bereits alles erreicht, was es im Nationaltrikot zu erreichen gibt: Weltmeister, Europameister, Olympionike, mehrmaliger MVP und All-Star in internationalen Turnieren. Vor allem aber hat er eine Generation geprägt. Junge Spieler wie Franz Wagner, die neben ihm aufwuchsen, schwärmen von Schröders Führungsqualitäten. Trainer und Mitspieler betonen immer wieder, wie sehr er Verantwortung übernimmt und in den wichtigen Momenten vorangeht:

“Wir scheuen uns nie vor den großen Momenten. Es liegt nicht nur an Franz oder an mir, es ist das ganze Team”, erklärte Schröder bescheiden nach dem EM-Triumph.

Doch jeder in der Mannschaft weiß, wem sie diese Mentalität mitverdanken: ihrem Kapitän.

Schröders Vermächtnis ist bereits jetzt greifbar. Deutschland ist im Basketball eine Weltmacht! Etwas, das noch vor wenigen Jahren utopisch schien. Nowitzki selbst staunt über den Aufstieg und lobt Schröders Team als „unglaublich“. Natürlich hat Schröder auch individuell Großes geleistet: Er hat in der NBA über ein Jahrzehnt bewiesen, dass deutsche Spieler auf der Spielmacher-Position bestehen können, und mit seinem Heimatverein in Braunschweig als Besitzer investiert er in die Zukunft des Sports. Doch all das wird überstrahlt von dem, was er im Trikot mit dem Adler auf der Brust erreicht hat.

Am Ende sprechen die Fakten eine klare Sprache: Kein deutscher Basketballer hat die Nationalmannschaft so weit gebracht wie Dennis Schröder. Er hat Titel geholt, Rekorde gebrochen und dabei stets sein Herz für Deutschland auf dem Court gelassen. Diese Laudatio ist kein Abschied. Schröder steht vermutlich noch weitere Höhepunkte bevor. Aber schon jetzt ist klar, dass sein Name auf ewig in den Geschichtsbüchern stehen wird. In einer Ära, in der Vorurteile und Widerstände ihn hätten bremsen können, hat Dennis Schröder allen gezeigt, was mit Leidenschaft, Führungswillen und Courage möglich ist. Damit ist er, trotz aller Vergleiche mit anderen Größen, der wichtigste deutsche Nationalspieler aller Zeiten und eine Inspiration weit über das Spielfeld hinaus.

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