Nach Utah Reisen Wie Die All-Stars – Reiseblog Tag 6 

 

Es ist so weit! Nachdem ich die Erlebnisse des vergangenen Tages, trotz eines ausgiebigen Schlafes, noch gar nicht richtig verarbeiten konnte, stand der heutige Tag schon wieder ganz im Zeichen des All-Star-Weekends. Denn es war endlich All-Star-Saturday. Skills Challenge, Dreier-Shootout und (mein Lieblingsevent) Slam Dunk-Contest!

Normalerweise kann man sich seit Jahren nicht mehr auf den Samstag freuen, da der Slam Dunk-Contest, nur noch eine peinliche Show von Rollenspielern geworden ist. Der letzte gute Dunk Contest war 2017 mit erneuter Teilnahme von Aaron Gordon. Trotzdem war die Vorfreude groß. Ich mein, ich bin live in der Halle und wer Mac McClung kennt, der weiß, dass weiße Jungs eben doch springen können! Und wie! Ich konnte am Vortag noch mit dem Favoriten des Slam Dunk Contests sprechen und freute mich wie mein 16-Jähriges Ich auf die Show. 

 

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Wir befinden uns allerdings noch am Morgen des Samstags und es sollte einer der besten Tage meiner Basketball-Karriere werden.  

Aber erst einmal zum Anfang: Nachdem wir aufgestanden sind, entschieden wir uns spontan, doch eine Stunde früher als geplant zum öffentlichen Training der All-Stars in die University of Utah zu fahren. 

Kurzer Disclaimer: Während ich diese Zeilen hier grade schreibe, sitze ich am All-Star-Saturday kurz vor der All-Star-Draft mit Gänsehaut am ganzen Körper in der Arena auf meinem Medien-Platz, während die All-Stars introduced werden. Wahnsinns Erlebnis! 

 

 

Zurück zum Text. Der Plan nun doch früher loszufahren, war eine sehr gute Idee, denn wir waren vor allen Media-Shuttles vor Ort und konnten uns nach dem Security Check-In die besten Plätze in der College-Arena aussuchen. Die Halle war wie gesagt auch für die Öffentlichkeit geöffnet und auch die Fans, die sich vorher ein Ticket gesichert hatten, durften den All-Stars beim Show-Training zu schauen. 

Leider ist der Schedule der Medien-Events nicht so gut abgestimmt wie erwartet, denn während des ersten Trainings des East-Teams, waren die All-Star-Saturday-Teilnehmer in der Media-Availability. Das hieß für uns Allstar-Training oder Fragen stellen. Wir haben uns für das Training entschieden. Noch. Denn als die East-Spieler das Parkett verließen, um Platz für das Training der western All-Stars zu machen, begann auch zeitgleich die Interview-Session mit den East-Allstars. Also war für uns das Training damit vorbei, aber die Alternative war auf keinen Fall schlechter. 

Der erste Eindruck vom Medienraum ließ verlauten, dass es heute nicht mehr so entspannt wird wie am Vortag bei den Rookies und Sophomores. Die Gym war deutlich voller und den meisten Journalisten hat man die ausgefahrenen Ellenbogen schon förmlich angesehen.Viele der Medienvertreter haben sich bei Kevin Durant und Giannis aufgehalten, während Spieler wie Demar DeRozan, Julius Randle, Jayson Tatum und Jaylen Brown deutlich leichter zu erreichen waren. Jose Alverado und Trey Murphy sind ebenfalls durch die Reporter-Menge gelaufen und haben versucht den Freunden und Kollegen die ein oder andere Frage zu entlocken. Neben der politisch unkorrekten Frage, wer den heutigen Dunk-Contest gewinnt, an dem Trey Murphy selbst teilnahm, stellte der Sophomore allen Spielern die Frage welcher Rapper der beste sei: Drake, Kendrick oder J Cole? Nachdem sich Julius Randle nicht sicher war und zwischen Drake und J Cole schwankte, habe ich danach noch mit Trey Murphy gesprochen und darüber philosophiert, warum J Cole der beste sein muss. Im Anschluss wurden noch weitere Fragen abgesetzt und schon war die Zeit für die East-All-Stars auch vorbei. Wie schon auf dem Platz machten die Stars aus dem Osten auch im Medienraum Platz für die All-Stars aus dem Westen. 

Jetzt hat meine „große Stunde“ geschlagen, denn wir am Morgen auf der Hinfahrt zur Halle haben wir extra bei einem der tausenden lokalen 7/11 Stores angehalten, um eine Packung „Chesters Hot Fries“ zu kaufen. Warum? Weil Anthony Edwards in einem Interview mit dem berühmten Fashionmagazin GQ erwähnte, dass seine Lieblings-Snacks eben genau die erwähnten Hot Fries seien. Und der Ant-Man isst davon fast mehr Packungen pro Woche als er Punkte im Schnitt in der NBA auflegt. Angeblich vernichtet der All-Star jede Woche 21 „Bags“ der scharfen Chips-Fritten. Daher ist euch spätestens jetzt klar, was ich damit vorhatte. Genau, der Ant-Man sollte eine Packung von mir bekommen. 

Da sich die meisten Reporter sowieso bei den „größeren“ All-Stars tummelten, nutze ich die Ruhe und positionierte mich direkt ganz vorne am Pult von Anthony Edwards. Als der Ant-Man reinkam, ließ ich zwei Reportern den Vortritt, bevor ich dem Ant-Man von meiner neuen Sucht erzählt habe. Ich griff in den Rucksack und er rief nur „You got me a Bag?!“ Yes, Ant! Frisch aus dem lokalen 7/11. Er lachte, freute sich und wir beide klatschen cool ab. Das Ganze wurde natürlich von Len gefilmt und wir beide posteten das Video danach auf allen Social-Media-Kanälen, auf die wir Zugriff haben. 

 

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Ich konnte mich nur kurz über das coole Video freuen, denn die Media-Availability der West-All-Stars war nach wie vor im vollen Gange. Das hieß: weiter Fragen stellen und mit den besten Basketball-Spielern der Welt sprechen. Mega. Ich hätte das noch Stunden weiter machen können, aber irgendwann sind auch die All-Stars aus dem Westen durch gewesen und verließen die Interview-Session nach und nach. Das Adrenalin und die Freude überspielten die Bedürfnisse des eigenen Magens, denn dieser machte sich wie schon am Vortag direkt nach der Media-Availability bemerkbar. 

Nach zig Tagen schrott Essen und tausenden Kalorien Fast-Food konnte ich keine Burger, Tacos, Pizzen oder irgend etwas Paniertes mehr sehen. Aus diesem Grund entschieden wir uns einen Wholefoods Supermarkt aufzusuchen. Ein Bio-Laden mit Selbstbedienungstheke und Salat. Endlich was Vernünftiges. Das traurige ist, dass die Läden, die vernünftiges Essen anbieten wirklich teuer sind im Vergleich zu den großen Fast-Food-Ketten. Es ist daher keine Überraschung, dass eine Familie mit wenig monetären Mitteln für $20 eher dazu geneigt ist viele Burger zu kaufen als 1 ½ Salate. Und das darf nicht sein.

Gesunde Nahrungsmittel müssen genauso viel oder weniger Kosten als billig produziertes Fleisch. Aber genug von Politik und Ernährungswissenschaften und zurück zum Basketball bzw. zurück in die Unterkunft. Noch einmal kurz entspannen und frisch machen, bevor es losgehen konnte. Zum All-Star Saturday. Wie auch schon am Vortag sind wir mit dem Uber zur Vivint-Arena gefahren. Rein in den Medieneingang, hoch mit dem Fahrstuhl auf Level 6, durch den Medien-Raum und rein in den Block. Dieses Panorama wird auch am zweiten Tag nicht weniger beeindruckend. 

 

 

Während nach ein paar Minuten Arbeit die NBA Skills Challenge vor sich hin plätscherte, machte sich jetzt die Vorfreude auf den Dunk-Contest bemerkbar. Auf der Medien-Tribüne waren sich die meisten einig: Die Skills-Challenge braucht es nicht. Entweder das oder ich fehlinterpretiere desinteressierte Journalisten-Kollegen, die lieber am Handy sitzen, als das Spektakel zu beobachten.

Das machte aber nichts, denn der 3-Point-Shootout hielt das, was versprochen wurde. Damian Lillard räumt im Finale die Trophäe im dritten Versuch ab, nachdem Halliburton, der in der ersten Runde 31 Punkte auflegte, in der Finalrunde dann stark nachließ. Als Dame den entscheidenden letzten Moneyball zum Sieg traf, war keiner der Journalisten und Media-Vertreter-Kollegen mehr am Handy, geschweige denn auf dem eigenen Sitz. Geil! Auch Lillard freute es, der nur wenige Kilometer von Salt-Lake-City aufs College gegangen ist, vor fast heimischen Publikum die Trophäe in die Luft zu ragen. Aber jetzt reichte es auch mit Vorprogramm, denn ich konnte es kaum abwarten meinen ersten Slam-Dunk-Contest live in der Halle zu sehen. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. 

Ihr alle habt sicher live, im Re-Live oder in den Highlights die unmenschlichen Luftkünste vom frisch gebackenen 76er Mac McClung gesehen. Die Hallendecke der Vivint-Arena ist beinahe runtergefallen bei der Stimmung nach dem ersten Dunk. 

Über 1 ½ Menschen und BAM! Geiler Dunk! Und dann kam die Wiederholung: Man sah, dass McClung den Ball rückwärts in den Korb hämmerte. Ein Raunen ging durch die Arena. Als dann die zweite Slow-Mo auf dem riesigen Jumbotron gezeigt wurde und man sah, wie er vorher noch den Ball gegen das Backboard gedrückt hat, gab es kein Halten mehr! „Thats gotta be a 50“. Das sahen alle so. Alle, außer Karl Malone. Was will man dazu noch sagen?! 

Die Stimmung wurde nicht schlechter und das nicht nur weil Mac noch den ein oder anderen Kracher rausgehauen hat, sondern weil wirlich jeder „Dunker“ eine überragende Show abgeliefert hat. Im Punkto Kreativität geht der Preis sicher an Trey Murphy. Dieser hat sich von Teamkollege Jose Alverado, nach Signature-GTA-Move, den Ball klauen lassen und dann nach einem Back-to-Backboard-Pass einen Windmill-Dunk reingehämmert. 

Es war einiges geboten, aber es sollte der Abend vom jungen Mac McClung werden. Der 2-Way-NBA-Spieler war einfach besser als die anderen Teilnehmer. 

Ich hatte währenddessen Besuch von einer Bekannten bekommen und wir standen im Eingang zum Block, während McClung seinen finalen 720 Windmill Dunk rausgehauen hat. „It`s over Ladies and Gentlemen! It’s Over!“ Zum Glück stand ich schon, weil ich sonst wahrscheinlich so stark aufgesprungen wäre, dass ich den halben Medien-Block mit abgerissen hätte. Es ist jedem klar, wer den Slam Dunk Contest 2023 gewonnen haben muss: Mac McClung. 

Nach dem Event war erstmal durchatmen angesagt. Kurz. Denn nur wenige Minuten später ging es dann auch wieder runter in die Mixed-Zone, um die Pressekonferenz vom frisch gekrönten Slam Dunk Champion zu hören. Und auch hier bestätigte sich das Bild nach den Interviews aus dem Vortag: Der Typ ist einfach super sympathisch! Er gab während jeder Frage seinen Freunden Credits, die sich mit ihm mehrere Nächte um die Ohren geschlagen haben, um Dunks zu kreieren, die es noch nicht gegeben hat. „Und ich glaube das haben wir geschafft“, sagt er passenderweise im O-Ton. 

 

 

Nach der kurzen, aber spannenden Pressekonferenz ging es für uns trotz anhaltender Müdigkeit noch nicht ins Airbnb. Die samstags Media-Hospitality stand noch auf dem Plan. Dieses Mal nicht im Hotel, sondern in einem fußläufig erreichbaren Club, mit Open-Bar, DJ und der Larry O`Brien-Trophy. 

 

 

Nach diversen alkoholischen Getränken, die wir neben unter anderem David Aldridge eigenommen hatten und einem stundenlangen Gespräch mit Bleacher-Reports Eric Pincus, ging es dann wieder zurück ins Airbnb. Dachten wir. Denn erst einmal mussten wir ein paar Blocks durch Downtown spazieren, während es schneite. Es gibt schlechtere Kulissen. Wenige Meter später holte uns dann allerdings der Uber-Fahrer ab und brachte uns in das Apartment. Endlich Erholung! Das war ein langer, aber unfassbarer Tag. Noch kurz fertig gemacht und dann hieß es wie so oft in dieser Kolumne: Gute Nach Salt Lake City.  

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