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Vom „Netten Experiment“ Zur Festen Gewohnheit: Warum Der 90% Anstieg Des NBA Cups So Viel Bedeutet

by Len Werle
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Die NBA wirft mit TV-Zahlen nur dann um sich, wenn sie glaubt, dass diese Zahlen etwas Grundsätzliches belegen. Beim Emirates NBA Cup will die Liga genau das zeigen: Basketball funktioniert besser, wenn man ihn leichter findet.

Anfang Dezember gab die NBA bekannt, dass mehr als 40 Millionen Menschen in den USA die Group-Play-Spiele des Emirates NBA Cup verfolgt haben; über Amazon Prime Video, NBC/Peacock und ESPN hinweg. Laut Ligaangaben entspricht das einem Zuwachs von 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und markiert die meistgesehene Group-Play-Phase seit Einführung des Wettbewerbs.

Diese Zahl ist deshalb so wirkungsvoll, weil sie mitten in die zentrale Medien-Debatte der NBA trifft. Es geht längst nicht mehr darum, ob Menschen Basketball mögen. Es geht darum, wie leicht oder schwer es ihnen gemacht wird, ihn tatsächlich zu sehen.

Der Anstieg fällt genau in die Phase, in der sich die Liga strukturell neu aufgestellt hat. Nationale Spiele sind heute auf ABC/ESPN, NBC/Peacock und Amazon Prime Video verteilt – ein klarer Bruch mit der jahrzehntelangen Kabel-Dominanz. Der NBA Cup spielt dabei eine besondere Rolle: Gerade Amazon positioniert sich als feste Heimat für entscheidende Spiele und Turnierphasen. Für einen Wettbewerb, der sich noch etabliert, ist diese Klarheit Gold wert. Fans müssen nicht rätseln, wo das Spiel läuft; sie wissen es.

Man muss dabei sauber bleiben. Ein Teil des Wachstums hängt auch mit veränderten Messmethoden zusammen. Moderne Reichweitenmessung erfasst Streaming, mobile Nutzung und „Out-of-Home“-Zuschauer besser als früher. Das relativiert den Sprung, entwertet ihn aber nicht. Denn selbst mit dieser Einordnung bleibt die Kernaussage bestehen: Der NBA Cup gewinnt Publikum, weil er besser zugänglich ist.

Und genau hier trifft eine Beobachtung den Nerv. Kabel-TV hat nicht nur durch Preise ausgeschlossen, sondern vor allem durch Reibung. Senderpakete, regionale Sperren, unübersichtliche Sendepläne… all das verlangte von Fans, dem Spiel aktiv hinterherzulaufen. Viele taten das irgendwann nicht mehr. Dass du weder ESPN noch den NBA Pass nutzt, ist kein Sonderfall, sondern Teil eines strukturellen Problems: Wenn Basketball nicht dort stattfindet, wo Menschen ohnehin sind, verlieren selbst interessierte Fans den Anschluss.

Streamingplattformen lösen nicht jedes Problem. Auch sie fragmentieren den Markt. Aber sie senken die Einstiegshürde. Prime Video oder Peacock sind für viele Menschen ohnehin Teil ihres Alltags, nicht primär als Sportangebote, sondern als Unterhaltungsplattformen. Genau dort holt die NBA nun Gelegenheitszuschauer ab, die früher durch das Kabelnetz verloren gingen.

Adam Silver hat diese Realität längst erkannt. Der Commissioner verweist regelmäßig darauf, dass die NBA heute eine „Highlight-Liga“ ist, deren Inhalte permanent über Social Media und digitale Kanäle präsent sind – oft kostenlos. Gleichzeitig betont er, dass wieder mehr Spiele frei empfangbar oder zumindest einfacher verfügbar sind als noch vor einigen Jahren. Die Liga denkt nicht mehr nur in Abos, sondern in Zugängen.

Der Emirates NBA Cup ist dabei mehr als ein Marketing-Gag. Er ist ein Testfeld. Klare Spieltage, erkennbare Stakes, ein Turnierformat, das Aufmerksamkeit bündelt, und eine Distribution, die möglichst wenig Hürden aufbaut. Die aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass dieses Konzept funktioniert.

Der 90-Prozent-Zuwachs ist deshalb weniger ein Triumph über ein einzelnes Vorjahr als ein Signal für die Zukunft. Wenn die NBA die richtige Lehre zieht, weniger Reibung, mehr Klarheit, echte Ereignisse statt bloßer Programmfüller, dann ist der Boom des NBA Cups kein Ausreißer. Dann ist er ein Vorgeschmack darauf, wie Basketball im Streaming-Zeitalter tatsächlich wachsen kann.

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