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Lenny Wilkens – Denker Mit Ball In Der Hand Und Dirigent Mit Klemmbrett

by Len Werle
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Lenny Wilkens – Dankbarkeit für einen Mann, der die NBA auf zweierlei Arten geprägt hat: als Denker mit Ball in der Hand und als Dirigent mit Klemmbrett. 

Vielleicht ist es das „traurig Schöne“ dieser Geschichte, dass Lenny Wilkens die Reden seiner eigenen Trauerfeier schon zu Lebzeiten gehört hat. Ein halbes Jahr vor seinem Tod wurde vor der Arena in Seattle, dort, wo sein Basketball-Herz seit 1968 schlug, seine Statue enthüllt.

Menschen, Generationen, eine Stadt gaben ihm ihre Blumen sprichwörtlich, solange er sie noch annehmen konnte. Ein Denkmal, kein Denkmalssatz. Ein Dank in Echtzeit. Und doch steht diese Statue ohne Heimat: kein NBA-Team, das an Spieltagen an ihr vorbeiläuft und kein grünes Sonics-Trikot, das die Halle füllt. Wilkens, der Architekt der größten Sternstunde der Franchise, die NBA Championship 1979, kämpfte bis zuletzt für die Rückkehr eines NBA-Teams nach Seattle. Er durfte es nicht mehr erleben.

Am 9. November 2025 ist Lenny Wilkens im Alter von 88 Jahren verstorben. Uns bleibt, sein Lebenswerk so zu sortieren, wie er selbst es tat: zuerst Spieler, dann Coach, dann Botschafter dieses Sports. Und ja: dreifach in der Naismith Memorial Basketball Hall of Fame, als Spieler (1989), als Coach (1998) und als Assistent der 1992er „Dream Team“-Auswahl, die ihn ein drittes Mal unsterblich machte. Eine Trilogie, die seine Spannweite besser vermisst als jede Statistik.

Beginnen wir bei Pettit und einem jungen Rookie-Guard, der 1960 bei den St. Louis Hawks landet. In Lennys erstem Jahr erreichen die Hawks die Finals gegen Boston. 1967/68 ist er so gut, dass er in der MVP-Wahl hinter Wilt Chamberlain Zweiter wird. Wer wie Shaq (you played, coach?), Wilkens nur als späteren Coach erinnert, unterschätzt den Spieler.

1968 dann der Trade, der Seattle Basketball-Identität gibt: Wilkens kommt für Walt Hazzard zu den jungen SuperSonics. Dort wächst er innerhalb eines Jahres vom All-Star zum spielenden Coach.1969/70 führt er die Liga in Assists an, 1971 wird er All-Star-Game-MVP. Der Point Guard, der die Mannschaft las, war derselbe Mensch, der sie führte.

Cleveland (1972–74) und Portland (1974–75) runden eine Spieler(trainer)karriere ab, die in der Rückschau fast unterschätzt wirkt: neun All-Star-Nominierungen, 16,5 Punkte und 6,7 Assists im Schnitt.Wer altes Footage schaut, sieht einen Guard, der Räume nicht nimmt, sondern öffnet. Einen Rhythmusgeber, dessen größtes Talent Orientierung war, für seine Mitspieler, für sein Team, und insbesondere für eine junge Franchise im Nordwesten.

Als Coach kehrt er 1977 nach Seattle zurück, übernimmt ein Team bei 5–17, formt es binnen Monaten zur Finalmannschaft und ein Jahr später zum Champion. Das gehört zur Gesamtbiografie, ja, aber selbst diese Meisterschaft liest sich aus Spieler-Perspektive: Gus Williams, Dennis Johnson, Jack Sikma, Fred Brown… alle fanden unter Wilkens jene Rollen, die er als Point Guard so intuitiv verteilt hatte. Diese Meisterschaft trug die Signatur eines ehemaligen Spielmachers.

Vielleicht erklärt das auch seine leise, dauerhafte Autorität. Lenny war nie ein Lautsprecher. Er hielt, was der Beruf verspricht: Er machte Mitspieler besser. In Seattle wurde daraus eine Beziehung zwischen Spieler, Stadt und Idee. Dass seine Statue heute an einem Ort steht, an dem momentan nur die NHL zu Hause ist, ist eine Verpflichtung. Wilkens hat die Rückkehr der Sonics nicht mehr erlebt, aber er hat dafür geworben, gewartet, gehofft. Wer an seiner Statue innehält, hört zwischen den Worten der Redner von damals das, was heute bleibt: „Bring back the Sonics!“

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