Für ein Team, das die vergangene Regular Season mit satten 64 Siegen beendete, stehen die Cleveland Cavaliers in diesem Sommer extrem unter Druck. Denn nach dem lockeren Sweep gegen die Miami Heat in der ersten Runde hätte für den Tabellenführer des Ostens ein tiefer Playoff-Run erst so richtig losgehen sollen. Stattdessen scheiterte man in fünf Spielen deutlich an den Indiana Pacers, womit der Traum von der ersten Finals-Teilnahme OLJ (ohne LeBron James) der Franchise-Geschichte einmal mehr frühzeitig platzte. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die jungen Cavs noch die ein oder andere Chance auf die Larry-O’Brien-Trophäe bekommen werden. Schließlich waren alle Spieler, die in den Playoffs mindestens 100 Minuten auf dem Parkett standen, noch unter 30 Jahre alt. Doch bei genauerer Betrachtung wird klar: 2025/26 könnte für diesen Kern bereits die letzte Gelegenheit auf den ganz großen Wurf sein.
In der immer komplizierter werdenden Welt eines noch jungen CBAs darf nicht unterschlagen werden: Die Cavaliers haben den teuersten Kader der NBA und haben die allseits gefürchtete Second Apron längst überschritten. Allein seinen fünf Top-Verdienern – Donovan Mitchell, Darius Garland, De’Andre Hunter, Evan Mobley und Jarrett Allen – wird Besitzer Dan Gilbert in den nächsten beiden Jahren insgesamt mehr als 370 Millionen US-Dollar überweisen. Breaking News: Das ist eine ganze Menge Geld! Gerade für den Kern einer Mannschaft, die es in dieser Konstellation noch nicht über die zweite Runde der Playoffs hinausgeschafft hat. Sollten die Verantwortlichen in den nächsten Monaten zu dem Schluss kommen, dass sie mit diesem Team in naher Zukunft keine Meisterschaft gewinnen werden, werden drastische Roster-Moves folgen – ähnlich wie in diesem Sommer in Boston.
Ja, die Cavaliers haben in der vergangenen Saison einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Mitchell wurde verdientermaßen ins All-NBA-First-Team gewählt, Mobley ins Second Team und zum Defensive Player of the Year. Garland hatte nach seiner Seuchensaison 2023/24 ein starkes Comeback-Jahr und wurde All-Star. Kenny Atkinson, der in der Offseason J.B. Bickerstaff als Cheftrainer beerbt hatte, brachte frischen Wind nach Cleveland und war maßgeblich daran beteiligt, dass man die beste Offensive der Liga sowie eine Top-10-Defense stellte. Doch all diese Leistungen rückten schnell in den Hintergrund, nachdem die Cavaliers einmal mehr in den Playoffs hinter den Erwartungen zurückblieben.
Nun geht das Spiel also von vorne los. Der Druck, allen Kritikern – und sich selbst – beweisen zu müssen, dass man ein echter Contender und nicht nur ein starkes Regular-Season-Team ist. Mitchell muss – wie schon in Utah – beweisen, dass er eine Franchise als bester Spieler in die Finals führen kann. Garland muss beweisen, dass er in einem Backcourt mit dem Superstar funktionieren kann. Mobley muss beweisen, dass sein Leistungssprung in der vergangenen Saison nicht nur eine Eintagsfliege war. Allen muss beweisen, dass sein eher eindimensionales Skillset auch auf dem allerhöchsten Niveau eine Daseinsberechtigung hat. Atkinson muss beweisen, dass er das Schachspiel an der Seitenlinie gegen die besten Vertreter seines Fachs über sieben Spiele gewinnen kann. Schaffen sie das nicht, ist die Zukunft der eben genannten Akteure in Cleveland alles andere als gesichert. Kurz gesagt: Für die Cavaliers heißt es jetzt oder nie!
